Zehn Jahre Guantanamo: Obama bekräftigt Willen zur Schließung
Schon im Wahlkampf 2008 kündigte Obama an, die Schließung des Gefangenenlagers anzustreben. Er plant es weiterhin. Aber es gibt noch "Hindernisse", die eine schnelle Umsetzung verzögerten.
WASHINGTON afp | Ungeachtet seines bisherigen Scheiterns hält US-Präsident Barack Obama an seinen Plänen fest, das umstrittene Gefangenenlager von Guantanamo zu schließen. Das Weiße Haus erklärte am Montag, der Präsident sei heute ebenso entschlossen wie während des Wahlkampfes 2008, das Lager auf Kuba dichtzumachen. Obamas Sprecher Jay Carney verwies aber auf die "Hindernisse", die eine schnelle Umsetzung verhinderten.
Nach seinem Amtsantritt Anfang 2009 hatte Obama eine Schließung Guantanamos binnen eines Jahres angekündigt. Der Kongress verweigerte aber die finanziellen Mittel für die Abwicklung des Lagers und blockierte wegen Sicherheitsbedenken die Verlegung von Guantanamo-Häftlingen in US-Gefängnisse. Viele Gefangene konnten nicht in ihre Heimat abgeschoben werden, weil ihnen dort Verfolgung droht. Drittstaaten waren bei der Aufnahme von Häftlingen zögerlich.
Am Mittwoch jährt sich die Verlegung der ersten Terrorverdächtigen in das Gefangenenlager in einer US-Militärbasis auf Kuba zum zehnten Mal. Guantanamo und die Militärprozesse in dem Lager gelten als Symbol für die Aushöhlung der Rechtsstaatlichkeit, die Obamas Vorgänger George W. Bush unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung betrieben hat. Noch immer sitzen dort 171 Männer ein.
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), forderte Washington auf, das Lager dichtzumachen und alle Gefangenen vor ordentliche Zivilgerichte zu stellen. "Guantanamo widerspricht unseren Menschenrechtsauffassungen", sagte Löning der Neuen Osnabrücker Zeitung. Es schwäche "unsere Argumentation gegenüber Staaten, in denen Menschenrechtsverletzungen begangenen werden". Löning bedauerte, dass sich Obama bislang nicht im Kongress durchsetzen konnte. Mit seiner Verweigerungshaltung verstoße der US-Kongress gegen die Grundwerte der USA.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?