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Zaire stoppt Abschiebung von Hutu-Flüchtlingen

■ Ministerpräsident Kengo Wa Dondo beugt sich dem internationalen Druck / UN-Flüchtlingswerk will Repatriierungsprogramm in Ruanda wiederaufnehmen

Goma (AP/AFP) – Die Regierung von Zaire hat die Abschiebung von Hutu-Flüchtlingen nach Ruanda und Burundi eingestellt und sich damit dem internationalen Druck gebeugt. Vorausgegangen war ein Gespräch, das der Sonderbeauftragte des UN-Flüchtlingswerks, Carrol Faubert, mit dem zairischen Ministerpräsidenten Kengo Wa Dondo in Kinshasa geführt hatte. Wie aus Genf verlautete, erwägt Kengo Wa Dondo am Montag zur Erörterung der Lage in die Schweiz zu reisen. Dort will er mit UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata zusammentreffen.

UNHCR-Sprecher Peter Kessler sagte in Nairobi, vorbehaltlich der offiziellen Bekanntgabe könne man davon ausgehen, daß die Abschiebungen gestoppt worden seien. Zairische Soldaten, die in den vergangenen Tagen ruandische Flüchtlinge für eine Abschiebung im Lager Mugunga bei Goma zusammengetrieben hatten, zeigten sich gestern morgen dort nicht. Die bereits für den Rücktransport bestimmten Flüchtlinge kehrten daraufhin in ihre Hütten zurück. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen begaben sich in die Hügel im Osten Zaires, um die mehr als 133.000 Hutu, die aus Angst vor ihrer Vertreibung ohne ausreichende Mengen an Wasser und Nahrungsmitteln dorthin geflohen waren, über die neue Lage zu informieren. Seit Samstag waren 13.000 Hutu, überwiegend Frauen und Kinder, aus Flüchtlingslagern im Osten Zaires nach Ruanda und Burundi abgeschoben worden. Internationale Organisationen und Politiker verschiedener Staaten, darunter auch Bundesaußenminister Kinkel, hatten gegen die Abschiebungen protestiert.

Das UNHCR ist nach Angaben von Kessler nun bereit, das im April eingestellte Repatriierungsprogramm auf freiwilliger Basis wieder aufzunehmen. Die Rückführung der Flüchtlinge nach Ruanda war eingestellt worden, nachdem die ruandische Armee im Auffanglager Kibeho im Südwesten des Landes Massaker unter Heimkehrern angerichtet hatte.

Kessler äußerte auch die Einschätzung, daß die meisten ruandischen Flüchtlinge beruhigt heimkehren könnten. Sie seien nicht am Völkermord im vergangenen Jahr beteiligt gewesen, dem eine halbe Million Angehörige des Minderheitenvolkes der Tutsi zum Opfer gefallen waren.

Bei einem Überfall auf ein von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) betriebenes Lagerhaus in der burundischen Hauptstadt Bujumbura wurden am Dienstag vier Wachmänner erschossen. Ein fünfter Wachmann sei bei dem Überfall schwer verletzt worden, teilte die GTZ mit. In der Halle werden Ersatzteile für Lkw gelagert, mit denen die in Lagern lebenden Flüchtlinge aus Ruanda versorgt werden.

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