ZUKUNFT DES PAY-TV: DIE JAGD AUF NEUE INHALTE IST ERÖFFNET : Premiere für die Konkurrenz
Die deutschen Kabelnetzbetreiber blasen zum Generalangriff auf die Inhalte des Fernsehprogramms. Viel zu lange verstanden sie sich nur als Vertriebsstelle für schnöde Fernsehsignale. Doch das ist vorbei, seitdem vor allem US-Investoren im deutschen Kabelnetz das Sagen haben. Mit einer expansiven Strategie wollen sie sich nun das Kabel vergolden. Schon bald sollen die beiden größten Netzbetreiber ihren 17 Millionen Haushalten Fernsehen, Telefon und Internet aus einer Hand anbieten. Das ist Teil ihres Plans, an allen Inhalten und Dienstleistungen in ihren Netze mitzuverdienen. Und exklusive Inhalte sind ein Herzstück dieser Konstruktion.
Der Sender Premiere allerdings ist schwer angeschlagen, seit ihm mit der Fußball-Bundesliga die Kronjuwelen der deutschen Fernsehrechte abhanden gekommen sind. Über Nacht hat der bisherige Alleinherrscher im deutschen Pay-TV-Markt plötzlich Konkurrenz bekommen. Besonders bedrohlich für Premiere ist dabei der clevere Ansatz der Kabelnetzbetreiber, sich erfahrene Filmrechtehändler ins Boot zu holen. Eine solche Allianz lässt vermuten, dass der Paukenschlag mit den Fußballrechten nur der Auftakt im Kampf der Bezahlfernsehsender um alle möglichen Inhalte war.
Doch auch wenn Premiere-Chef Georg Kofler offensichtlich keinen Plan B zu bieten hatte, hat er das Rennen noch nicht verloren. Premiere verfügt noch immer über attraktive Inhalte und wird mit aller Kraft versuchen, sich durch exklusive Angebote einen Vorsprung zu sichern. Dazu gehört die Champions League ebenso wie die Live-Übertragung der Fußball-WM in hochauflösender Bildqualität. Das diese Woche unfreiwillig gesparte Geld für die Bundesligarechte kann Premiere nun in neue Angebote investieren.
„Content is king“ – der Kampf um die besten Inhalte wird in Zukunft über den Erfolg des Bezahlfernsehens entscheiden. „Beste Inhalte“ ist dabei eine fragwürdige Qualität. Denn jetzt freuen sich diejenigen am meisten, die in irgendwelchen Ecken noch Fernsehrechte liegen haben, die bisher niemand haben wollte. TARIK AHMIA