ZERLEGTE ZAHL : 95 Gramm
■ Auf diese Menge soll der Treibhausgasausstoß von Neuwagen bis 2020 sinken.
95 statt heute 130 Gramm CO2 pro Kilometer: Mehr sollen Neuwagen in Europa ab 2020 durchschnittlich nicht mehr ausstoßen, wobei die Hersteller bei der Klimabilanz ihrer Fahrzeugflotte die Werte verbrauchsarmer Fahrzeuge mit denen von Spritschluckern verrechnen. Darauf haben sich die Unterhändler europäischer Institutionen diese Woche in Brüssel geeinigt. Obwohl die Vorgabe ambitionierter sein könnte, ist das eine gute Nachricht – würde die Bundesregierung nicht blockieren.
Sie will die Vorschrift durch Rechentricks aufweichen. Umstritten ist der – rechnerische – Bonus für Autos, die pro Kilometer weniger als 50 Gramm CO2 emittieren, etwa Elektro- oder Hybridfahrzeuge. Jedes davon soll im Jahr 2020 doppelt angerechnet werden, ein Jahr später 1,67fach, im Jahr darauf 1,33fach und ab 2023 genau einmal. Deutschland will diese Boni erweitern. Je höher ein E-Auto angerechnet wird, umso größer der Anreiz, solche Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, heißt es hierzulande. Letztlich geht es aber um Hilfe für deutsche Premiumhersteller wie Daimler und BMW, die viele große und spritschluckende Autos verkaufen.
Aber auch die Gegenseite spielt mit verdeckten Karten: Weil die Erfüllung der Vorgaben für die Kleinwagenhersteller im Süden und Westen Europas nicht allzu schwierig ist, können dortige Regierungen damit den Deutschen, die bei der Eurorettung streng blieben, eins auswischen. So funktioniert Europa. RICHARD ROTHER