: „Wunderbar, es läuft auch was ohne uns“
■ Sozialministerin Hildebrandt: Der Staat kann heute im sozialen Bereich noch weniger alles als vorher
Potsdam. „Wunderbar — es läuft auch was ohne uns.“ Brandenburgs Sozialministerin Regine Hildebrandt zeigte sich am Samstag auf dem ersten Selbsthilfetag Potsdams „glücklich, wenn die soziale Verantwortung auf so breite Schultern verteilt ist“. In den Räumen der Volkshochschule stellten Vertreter von freien und kirchlichen Selbsthilfegruppen und von Verwaltungen des Stadt- und Landkreises ihre Arbeit vor und suchten Kontakt zueinander und zum Publikum. In der 160.000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt gibt es rund 30 derartige Gruppen und Vereine. Gesundheitsdezernent Alfred Jaeger rechnet mit 100 und bekommt gleich Bauchschmerzen: „Ein Finanzbedarf, den die Stadt nur schwer, und ein Raumbedarf, den sie gar nicht befriedigen kann.“ Was verbreitete Diskriminierung der Selbsthilfe gegenüber der Fremdhilfe durch medizinische und soziale Einrichtungen und Wohlfahrtsverbände anbelangt, forderten die Teilnehmer einer Expertenrunde, das zu unterbinden. Allen sei schließlich die gleiche Chance der Finanzierung einzuräumen. Es ist falsch zu behaupten, Selbsthilfe könne alles und brauche dafür nichts, so die, die's wissen müssen: „Aber sie kann vieles menschlicher und wirtschaftlicher gestalten.“ Die Selbsthilfe ist „so bedeutungsvoll, weil wir erleben, daß der Staat im sozialen Bereich heute noch weniger alles kann als vorher“, sagte Ministerin Hildebrandt.
In Potsdam wird am 1. Juni ein Informations-Kontaktzentrum für Selbsthilfe (PIKS) über ABM seine Arbeit aufnehmen und den freien Gruppen „Drehscheibe und Multiplikator“ sein. Das Kulturhaus Herbert Ritter soll dafür zu einem Begegnungszentrum ausgebaut werden. taz/adn
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