Wochenübersicht: Musik : Meike Jansen hört auf den Sound der Stadt
Ob rumpelnder Industrialnoise von DJ Miss Berlin & Die Axt (das DJ-Alias des Choreografen Christioph Winkler) in den Katakomben der Scharni38 heute oder die Trashelektronica-Prinzessin Kanja Tieffer und die Elektropunker von Dada Swing nächsten Freitag – es wird Geld gesammelt. Im ersten Fall zugunsten Opfer polizeilicher Gewalt, im zweiten – ich mag es kaum vermelden – zur Begleichung der Gema-Forderungen gegenüber der Zentralen Randlage. Eigene Doofheit ist schon dabei, aber da die Gema nicht gerade für fairen Ausgleich bekannt ist, Schwamm drüber und mitgerockt.
Ansonsten ist die Woche dicht gedrängt mit Hörenswertem: Zum 100. Geburtstag von Dmitri Schostakowitsch dirigiert sein Sohn Maxim am Wochenende dessen letzte Sinfonie. D. Schostakowitsch verbindet darin die formelle Auseinandersetzungen mit Dur und Moll und den Zwängen von tonaler wie 12-Ton-Musik mit seiner persönlichen Situation, die vor seinem Tod 1975 jahrelang durch unzählige Krankenhausaufenthalte geprägt war. Ironisch verflechtet er Rossini-Zitate, lässt Schreckenssymbole auf „Volkstümlich“-Humoristisches folgen und entscheidet sich am Ende für die Tonalität. Ein Thema, das Whitehouse, seit ihrer Gründung 1980 abgehakt haben: böse Feedbacks, pulsierendes Dröhnen und provokante Texte machen die Briten bis heute zu den extremsten Interpreten der Industrial-Kultur. Per Ubu haben in den letzten 30 Jahren den Bruch mit Kategorien wie Jazz, Punk und Rock jedoch wesentlich sinnesfreundlicher gestaltet. Auch wenn nur noch David Thomas aus der Urbesetzung dabei ist, ein Besuch lohnt allemal. Und auch das Pictoplasma-Projekt arbeitet mit historischen Räumen: Die audivisuelle Sause zum Abschluss der Konferenz findet Samstag ab 23 Uhr in der Köthenerstr. 44 in einem alten Bankgebäude statt.