Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage in der Stadt
Die ganze Woche lang widmet sich die radikale Linke diesmal dem „Unternehmen Zukunft“, dem „Leben ohne Geld“ – einer Ausstellung in der Galerie Meerrettich, dem Glaspavillon an der Volksbühne, in welchem jeweils ab 14 Uhr ein „Überlebenstraining“ von Peter Kees präsentiert wird. Wie heißt es so schön im Pressetext: „Ich spiele nicht mehr mit. Nein zum Terror der Ökonomie. Nein zur Konsumgesellschaft. Nein zum Selbstmarketing.“ In diversen Übungen wird gebettelt und anderswie das lohnfreie Leben ausprobiert. Täglich um 18.30 Uhr wird dann Bilanz gezogen. Kunst? Ja. Unfug? Nein. Am Mittwoch beweist ein ebenfalls freies Projekt seine Anziehungskraft, die Offene Uni nämlich. Hier wird im Rahmen der Reihe „Militante Utopien“ die Bewegung des „Weather Underground“ vorgestellt, welche eine US-amerikanische Widerstandsbewegung der 60er-oder 70er-Jahre war. Und diskutiert: Was kann man lernen, was sollte man kritisieren? Diese bewährten linken Fragen diskutiert ein offenes Seminar. Am Donnerstag dann begehen Katholiken die Himmelfahrt, westdeutsche Männer den Vatertag, ostdeutsche den so genannten Herrentag. Gefeiert werden soll der Vater, und was der Vater ist, kann manches Kind noch nach Tagen an den blauen Flecken ausrechnen. In Friedrichshain wie anderenorts kommt es zudem zu weiteren unappetitlichen Vorfällen, wenn nach 12 Bieren in manch einem deutschen Mann der Herrenmensch erwacht und er torkelnd Frauen bedrängt, Nichtweiße belästigt und seinen Nationalstolz in den Himmel brüllt. Daher gibt es am Petersburger Platz in Friedrichshain ein Picknick mit Kundgebung, wo einerseits auf die Ängste eingegangen wird, die das Rudel betrunkener Männer bei allen seinen potenziellen Opfern provoziert, andererseits auch aktiv Solidarität bewiesen werden soll (14 Uhr).