Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute wird im Café Morgenrot über die linke Presse geredet. Anlass ist die finanziell prekäre Situation der Wochenzeitung Jungle World. Neben Mitarbeitern dieser Zeitung werden auch solche vom Neuen Deutschland und von analyse&kritik auf dem Podium sitzen. Es geht um die Frage, inwieweit die anhaltende Krise der meisten linken Zeitungen eine hausgemachte ist oder ob vielmehr das mögliche Publikum – so es denn noch eines gibt – nicht mehr erreicht wird. Am Dienstag wird, dieweil alle andern an den Tag der Maueröffnung denken, am Mahnmal in der Levetzowstraße an den 66. Jahrestag der Reichspogromnacht erinnert. Eine antifaschistische Demonstration wird anschließend an eine Kundgebung von dort zum Mahnmal auf der Putlitzbrücke führen. Am Donnerstag dann beginnt die Anticolonial Africa Conference 2004, es wird dort unter anderem um den Völkermord an Herero und Nama in Namibia gehen und um ihren noch immer andauernden Kampf um Entschädigung. Dass Deutschland eine an Brutalität hinter den anderen Kolonialmächten nicht zurückstehende Unterdrückungsherrschaft entfachte, haben die meisten Leute hier vergessen, obschon man die „Errungenschaften“ aus den Kolonien bis heute im Ethnologischen Museum bestaunen kann. Am Vormittag wird an der Neuen Wache (Unter den Linden, 11 Uhr) eine Mahnwache stattfinden, in der Kreuzberger Alten Feuerwache wird in den kommenden Tagen diskutiert und informiert. Am Sonntag schließlich findet im BAIZ eine Diskussion mit den ehemaligen Untergrundhelden Ralf Reinders und Norbert Kröcher statt, hier wird an die Bewegung 2. Juni erinnert, die, was die öffentliche Wahrnehmung angeht, immer im Schatten der RAF blieb, obschon die durch sie repräsentierte Form des militanten Widerstands sogar effektvoller war.