Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage in der Stadt
Wenn Sie jetzt die Zeitung in Händen halten, ist vermutlich der mannigfaltige Protest schon in vollem Gange: Heute soll die viel beschworene, umkämpfte und verdammte Yorck 59 geräumt werden, der Gerichtsvollzieher hat sich mit Ordnungsgewalt und Ausräumwillen für lustige 5 Uhr morgens angekündigt, doch die radikale Szene will wach und bereit sein, um die Räumung und damit die Schließung des Hausprojektes zu verhindern. Wer also bereit ist, lasse den Frühstückskaffee stehen und eile zur Hilfe. Am Dienstag wird im Mehringhof gegen das Geld diskutiert, was in der Form wohl doch eher, mit Verlaub, hohl ist. „Alles wird zur Ware, Hauptsache es lässt sich verkaufen“, sagen die Geldkritiker, die offensichtlich nicht begreifen, dass Tauschringe die Ausbeutung oder meinethalben auch die sinnleere Konsumption nicht im Geringsten verhindern, sondern nur kaschieren. Am Donnerstag wird in der Humboldt-Uni über Rasse diskutiert, eine Kategorie, die ja in letzter Zeit allerorten, sogar in Kreisen der PDS, eine merkwürdige und gefährliche Renaissance erlebt. Viele glauben auch wieder oder noch immer, dass Rasse eine biologische Tatsache sei und nicht ein Konstrukt. Homosexualität ist ja auch eine Krankheit, die Seele ein Organ und die Blattern sind ein Gottesgericht – die Wissenschaft liegt halt für alle immer ganz richtig. „Wie die Europäer weiß wurden“ heißt die Veranstaltung, Heidrun Kaupen-Haas und Ulrich Kattmann diskutieren über alltäglichen und sich als wissenschaftlich gerierenden Rassismus. Am Samstag wird vorm Rathaus Treptow gegen die Reglementierung und die Besucher der „Treptower Festtage“ protestiert, denn es solle „kein Fest mit Rassisten, Sexisten und Nazis“ werden, der Treptower Park sei schließlich Volkseigentum. Das Problem ist nur: Ja, deshalb kommt dieses Volk dann ja auch.