Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Der Mittwoch bringt den Ladys unter den Linken eine harte Debatte – in der K9 wird mit der Forderung „Ladyspace!“ über „feministische Praktiken der Raumaneignung“ geredet, wie sie beispielsweise ja auch zeitgleich im Projektraum des Deutschen Künstlerbunds in der Rosenthaler Platz vorgeführt wird. Später dann darf in der Zielona Gora über Fußball palavert werden. Inwieweit hilft die WM 2006 dem Nationalismus?, fragt der Ankündigungstext. Ist das, was die VeranstalterInnen „Versitzplatzung“ nennen, eine Gefahr für die Menschheit oder so? Was muss die Linke eigentlich alles mal so diskutieren? Was kann man alles an Großereignissen scheiße finden? Was geht‘n noch so durcheinander? Um das alles, glaube ich, soll es an diesem Abend gehen. Am Wochenende wird munter demonstriert. Am Freitag bereits mitten durch die Westcity. Unter dem historisch-kritischen Motto „Im Westen nichts Neues“ wird nicht etwa von Krieg und Frieden geredet werden, sondern zünftig Antifa gemacht. Inwieweit es sinnvoll ist vor der „Hausverwaltung und Eigentümerbank des Hennigsdorfer Naziladens On the streets“ zu demonstrieren, sei dahingestellt, doch der Versuch, das KaDeWe-, Europacenter- und Niketown-Publikum auf die braune Sache hinweisen zu wollen, hat etwas Verdienstvolles an sich. Der Samstag dann kennt nur noch den Rausch: Auf der Hanfparade wird für freie Dröhnung und gegen die Konkurrenz durch Alkohol marschiert. Die Route zwischen Rotem Rathaus und Mauerpark ist schau, da man noch einige politwillige Kiff-AktivistInnen aus der touristischen Masse herausziehen kann. Vielleicht fordert der rüstige Darling Ströbele wahlkämpferisch ja sogar wieder etwas ganz Liebes, gegen das er dann aber im Bundestag selbst stimmen würde, wenngleich mit Leidensmiene. Oh je, Staatsräson tut weh.