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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Kunst Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Begegnungen, von Birgit Ramsauer. Bis 16. April, Mo–Fr 14–18 Uhr, Artivical Image, Köpenicker Str. 154 a/157

Menschen, überall Menschen. Zu viele, als dass man noch das Individuum wahrnimmt. Wer in einer Großstadt lebt, kennt diesen Zustand genau. Und da hängen sie nun, die über 50 Porträts, vor meist farbenfrohen, bewegten Hintergründen an den Wänden. Sie stehen auf dem Boden, liegen auf der Fensterbank gestapelt und lächeln einen auffällig an. Oder auch nicht – ganz den Motivgebenden entsprechend. Die einen sind aus New York, wie Jim Jarmusch oder Toni Morisson, die anderen aus Berlin, wie Hilke Hartman, die Nachbarin der Künstlerin. Die stets zwischen Berlin und New York pendelnde Birgit Ramsauer hat sich mit „Begegnungen“ den Menschen aus ihrem persönlichem Umfeld gewidmet. Und das gleich aus mehrfacher Sicht. Die Gesichter der Porträtierten sind, bis auf den Obdachlosen, der sich gesichts- wie namenlos in die Strecke eingliedert, deutlich erkennbar. Ob inszeniert oder nicht, das fotografische Abbild einer Person vermittelt Authentizität. Der malerische Kommentar fließt bei Ramsauer behutsam und zugleich kraftvoll über den Hintergrund ein, der während der Entwicklungsphase mit der Rückseite eines Stifts auf die Polaroids gemalt und später am Rechner bearbeitet wird. So erinnert die dynamische Linienführung an van Gogh’- schen Expressionismus oder starre Holzschnitte.Bei genauer Betrachtung lebt diese Serie von den Persönlichkeiten, und das sogar auf nachhaltige Weise. Welches Bild auch immer beeindruckt – bei mir ist es das von Jonathan Lethem, dessen großartig vielschichtige Geschichten mich seitdem begleiten –, die BesucherInnen bewegen sich wie die Malerin auf der Ebene zwischen Beobachtung und Interpretation. Ein Bereich, den weder die Fotografie noch die Malerei allein in dieser Dichte reflektieren kann. Auf zu neuen Begegnungen.