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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Keith Tyson, Works from A Teleological Accelerator, Arndt & Partner, Zimmerstraße 90–91, bis 25. Oktober, Di.–Sa. 11–18 Uhr

Sehr edel, wenig hilfreich und ziemlich gut schaut das Arrangement des „Teleological Accelerator“ aus, das der letztjährige Turner-Preis-Träger Keith Tyson bei Arndt & Partner als große Wandinstallation aufgebaut hat. Zu sehen sind zwei ineinander gesetzte Aluminiumscheiben, eine davon ist mit einer Unzahl von Begriffen wie Metaphysics, Atomism, Theory And Critism, The Contributions of the Ancient Greeks etc. bedruckt, wobei sich das bedeutungsvolle Vokabular mit Hilfe von verstellbaren Zeigern näher einkreisen lässt. Auf der anderen Scheibe sind in einem weiteren inneren Kreis ein paar dieser Begriffe dann handschriftlich in das Kreisfeld gesetzt, mit Pfeilen verbunden und mit recht rätselhaften Bemerkungen versehen. Sechs weitere, in Aluminium gefasste Kreisscheiben zeigen ähnliche Diagramme. Dazu kommen die „Studio Wall Drawings“, großformatige Zeichnungen in einem schlichten Holzrahmen, ins Monumentale getriebene Tagebuchaufzeichnungen, die in ihren Titeln Auskunft darüber geben, was hier eigentlich geschieht: „6th May 2003 – About to make art history with a teleological accelerator yet the song remains the same.“ Man möchte darin gerne einen monumentalen Witz erkennen und hofft inständig, dass die restlose Welterklärung, auf die Tyson dank der teleologischen Zielgerichtetheit jeglicher Entwicklung im Universum vertraut, einfach ein ironisches Bubenspiel ist, das es eben erlaubt, alles mit allem zu vermischen. Das es dem Künstler, der nach einer Ausbildung in „Mechanical Engineering“ Kunst studierte und seinen Abschluss in „Alternative Practice“ an der Universität Brighton machte, ermöglicht, seine Kunstpraxis so weit auszudehnen, dass er am Ende eine schöne Messingblüte gießen kann, eine Skulptur, für die ein Konzept-Künstler seines Genres ansonsten heftigen Erklärungsbedarf hätte.