Wochenübersicht: Kunst : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
In der Galerie Play, die sich auf Film spezialisiert hat, kann man sich darauf verlassen, dass eine Filminstallation auch tatsächlich mehr ist als eine Videoarbeit auf einem flackerndem Monitor. Betritt man etwa in diesen Tagen die Galerie, erhebt sich vor einem eine hölzerne Hügellandschaft. Am Fußende erstreckt sich der filmische Teil des „Capitulation Project“ von Frédéric Moser und Philippe Schwinger. Die beiden Künstler greifen in dieser Arbeit die Performance „Commune“ der New Yorker Performance Group auf, die 1971 für einiges Aufsehen sorgte. Der Mittelpunkt beider Arbeiten ist ein Massaker der US-amerikanischen Kompanie Charlie in einem kleinen vietnamesischen Dorf, bei dem hunderte von Menschen ohne Widerstand niedergemetzelt wurden. Während die Performance Group das Publikum in die Darstellung der grauenhaften Taten mit einbezog, distanzieren Moser/Schwinger die BetrachterInnen vom Geschehen. Was bleibt, ist die Bühnenlandschaft, die Holzhügel, auf denen man es sich versucht möglichst bequem zu machen, um die Inszenierung zu verfolgen. Lümmelt man sich aber erst mal entspannt im Tal, ertappt man sich schnell beim schlechten Gewissen. Da vorne geht es um Krieg und Mord – dabei kann man doch nicht abhängen, oder? Also quält man sich aufrecht, überlegt während der szenischen Eingriffe der Akteure in das Geschehen im Film, auf welcher Seite – der der Opfer oder der Mörder – man nun sitzt. Das alles geschieht mit Distanz, dass ein Mitwirken an den Diskussionen über die Darstellbarkeit nicht möglich ist. Und genau das ist die Täuschung, die Moser/Schwinger in ihrer zeitgenössischen Variante der „Commune“ thematisieren. Die Gemeinschaft hat sich überlebt und wir sitzen vor dem Fernseher und konsumieren Informationen, ohne Geruch, ohne Sinn.