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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Kunst Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

„Pirated Spaces – Informal Architecture“, bis 26. 10., Mo.–Sa. 14–19 Uhr, Bikini-Haus, Budapester Straße 48

Keine Architektur ohne Event. Ständig werden Berliner Bauikonen mit Ausstellungen zum Urbanismus bestückt – dann hängen in einer seltsamen Doppelung des Ambientes architekturkritische Exponate zwischen hippen Ost-Dekos der 70er-Jahre. Dass es auch im Westen historisch kontaminierte Gebäude gibt, sieht man an der Budapester Straße: Das Bikini-Haus wurde in den Fifties als Schaufenster der Mauerstadtmoderne errichtet, mit Blick auf den Zoologischen Garten und in Fußnähe zum Amerika-Haus. Heute ist der mehrgeschossige Riegel bis auf einige Ramschläden verwaist, weil die dort untergebrachte Kunsthalle schließen musste und die Berlinale an den Potsdamer Platz gezogen ist.

Was also tun im Leerstand? In Anlehnung an ihren „urban-drift“-Kongress letztes Jahr hat Francesca Ferguson im Bikini-Haus „Pirated Spaces – Informal Architecture“ organisiert. Es geht um die Wahrnehmung und Aneignung städtischen Raums, was zu allerlei situationistischen Projekten geführt hat: Von Benjamin Foerster-Baldenius gibt es das schrankwandartige Modul „Hotel Neustadt“, mit dem er die Zwischennutzung für eine zum Abriss freigegebene Plattenbausiedlung in Halle dokumentiert. Pablo Leon de la Barra projeziert Dias, auf denen man sieht, wie der Stadtraum von Mexiko City zum Dschungel aus Beton verwuchert. Claudia Basrawi ist in Brooklyn mit dem Fotoapparat unterwegs gewesen, um eine Psychogeografie des New Yorker Stadtteils herzustellen. Die Architekten Kenny Cupers und Markus Miessen kümmern sich mit Videoinstallationen um schwer definierbare Räume in Berlin, London und Brüssel. Der Mix schmiegt sich zwar oft der Faszination für urbane Kaputtheitsästhetik an, zeigt aber auch, wo der Metropolenkult endet: in der Auflösung urbaner Räume, als Brachfläche der Ökonomie.