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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Kunst Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Galerie Paula Böttcher, bis 11.12., Mi-Sa 13-18, Kleine Hamburger Str. 15

Schwermut macht sich breit in der Galerie von Paula Böttcher, denn die Galeristin hat mit der „Attackierenden Poesie“ von Elena Kovylina vorerst ihre letzte Ausstellung eröffnet. Wie es weitergeht? Wer weiß das schon? Elena Kovylina steigert die Emotionen dazu. Nicht nur, dass die junge Russin bei der Eröffnung Geburtstag hat und somit die unvermeidliche Verknüpfung von Ende und Beginn doppelt deutlich wird. Auch ihre Arbeiten künden von der Unsicherheit und Stärke, die ein neuer Abschnitt verlangt. Zunächst fallen die Fotografien ins Auge, Abbilder zahlreicher Aktionen der Extremperformerin. Hier ist sie in einer Uniform, gespickt mit Orden zu sehen, dort haften sie ihr direkt in der Haut. Im Mittelpunkt steht stets die Kovylina. Oder die ZuschauerInnen, je nachdem wie nah sie das Geschehen an sich heranlassen, was aber erst bei den Videodokumenten richtig deutlich wird. Und so scharen sich die BesucherInnen erst nach einer enormen Flasche Wodka um den kleinen Monitor, der auf dem Fußboden der Galerie kauert. Zu sehen ist unter anderen „Der Walzer“, vor zwei Jahren in lichten Räumen der UDK Berlin aufgezeichnet, wo sie studierte. Elena Kovylina steht inmitten einer Runde von Menschen, fordert Einzelne zum Tanz auf, wirbelt herum, stürzt alsbald einen Wodka hinunter. Danach steckt sie sich einen Orden an und macht weiter: Tanzen, Trinken, Orden – Tanzen, Trinken, Orden. Sie bricht zusammen, rappelt sich auf. Sie tanzt, trinkt und heftet sich stolz einen Orden an, strauchelt, fällt und trinkt. Am Ende verlässt sie erhobenen Hauptes den Raum. Der Film ist vorbei. Die Gäste in der Galerie Böttcher verlangen nach mehr Wodka, doch die Flasche mit der Form einer Kalaschnikow ist leer. „Gedenken wir ihrer, ohne zu urteilen, sie waren Kinder ihrer Zeit“, liest man dazu in den Texten an den Wänden.