Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Es gibt ja so wundersame Seltsamkeiten, denen man einfach sein Herz samt dem Ohr schenken muss. Wie die in die schönsten Elviskoteletten verpackten Herzschmerzschlager auf Jazzrockbasis von Freddy Fischer und seiner Cosmic Rocktime Band zum Beispiel. Deutsch gesungen. Und man muss schon wissen, dass der Herr Fischer dabei durchaus einen Keith Emerson niederorgeln könnte. Das ist große Unterhaltung & Kunst. Heute Abend in der Tanzbar der Schaubühne. Das Konzert der Woche aber ist natürlich der Auftritt von Pere Ubu am Dienstag im Quasimodo, deren dunkles Herz weiter mit deren Sänger David Thomas schlägt und damit eine unerschütterliche Liebe für die Beach Boys, die manchmal allerdings so abgründig ist, dass die Engel eben in der Hölle singen. Doch Pere Ubu waren halt auch schon Postpunk, bevor es Punk überhaupt so richtig gab, und sie machten später einen derart melodiengeschärften Pop wie sonst kaum einer mehr im Geschäft und sind einfach immer noch das Gegenmodell zu der ganzen Kinderkacke, die einem ansonsten gern in die Ohren geschaufelt wird. Ja: eine erwachsene und dennoch glücklich machende Rockmusik. Solche Widersprüche muss man eben mal aushalten, und in dem kleinen Nischenreich zwischen dem Erhabenen und der Lächerlichkeit haben sich die Marseille Figs eingerichtet. Auf dem Cover von deren aktueller CD „The Dirty Canon“ sieht man unter vielen anderen die Porträts von Countrygroßmeister Hank Williams, dem malenden Zöllner Henri Rousseau oder dem Outerspace-Jazzer Sun Ra. So zusammengeschüttelt klingt die Musik, allen Puristen ein Graus. An ein paar Sachen aber kann man sich auch hier halten, die eher folkige Grundstimmung (in einer Jad-Fair-Zappeligkeit) und eine kippelige Singstimme, an die man sich erst mal gewöhnen muss. Am Mittwoch im Bang Bang Club.
Freddy Fischer: Tanzbar/Schaubühne. Fr., 2 Uhr. 5 €
Pere Ubu: Quasimodo, Di., 22 Uhr. VVK: 18 €
Marseille Figs: Bang Bang Club, Mi., 21 Uhr. 8 €