Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Es ist wieder mal die Zeit der verdienten Rumoristen und Industrial-Kämpen: Die Einstürzenden Neubauten behaupten „Alles wieder offen“ (Samstag, Columbiahalle) und Laibach widmen sich gar der „Kunst der Fuge“ (Montag, Lido). Dazu aber weiter vorn mehr, während man sich hier zuerst einmal der klassischen Kunst der Gitarre zuwenden will, wie die singt und pocht und surrt und im Feedbackpfeifen zu schwellenden Melodien kommt, sie sich sogar zum gefälligen Pop aufplustern, und dann pfeift es wieder und es stampft und surrt. Also der gute alte Indierock, wie man ihn von 18th Dye kannte, dem deutsch-dänischen Trio, das in den Neunzigern von Berlin aus den guten Ruf der Krachgitarre in die Welt trug. Jetzt ist die Band wieder zusammen und hat eine neue Platte gemacht (auch dazu mehr weiter vorn), die heute im Lido vorgestellt wird. Die Kunst der Kora, der afrikanischen Harfe: beherrscht meisterlich Toumani Diabaté, der Kora-Spieler aus Mali, der zum Beispiel über den Umweg Björk in Pop-Zusammenhängen bekannt gemacht wurde. Bei seinem Auftritt am Samstag in der Passionskirche darf man nur keine Highlife- oder sonstige Afrobeat-Aufgeregtheiten erwarten, sondern silbrig perlende hypnotische Meditationsmusik. Und die Kunst, die Kunst eher mal flach zu halten: Mit Rummelmusiken, Jazz-Instrumenten, Polka und Stop-and-go-Gitarren, was sich so doch verdächtig nach der Musik von Tom Waits anhört. Nur dass Man Man aus Philadelphia das bei aller Raffinesse zum Glück noch nicht zum verfeinerten Schöner-Wohnen eingerichtet haben. Sonntag im Knaack. Und wie die Kunst überhaupt erst in die Welt kommt, sieht man im Film „The Velvet Undergound“, in dem Andy Warhol eine Session der Band ganz am Anfang ihrer Karriere festhielt. Bis die Session schließlich von der Polizei abgebrochen wurde. Am Sonntag im Brotfabrik-Kino.
18th Dye: Lido, Fr., 21 Uhr. 12 €
Toumani Diabaté: Passionskirche, Sa., 20 Uhr. VVK: 20 €
Man Man: Knaack, So., 20 Uhr. VVK: 12 €
„The Velvet Underground“: Brotfabrik-Kino, So., 22 Uhr