Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Ja, ein Herz für all die seltsamen Heiligen und Spinnerten, die da eine Mission haben. Was einem zugegebenermaßen furchtbar auf die Nerven gehen kann, aber sogar das soll so sein, weil man sich an etwas reiben will, um sein Seelenheil zu finden, und dafür braucht es eine Musik, die seltsam sein muss und spinnert, die eine Mission mit sich im Bauchladen herumträgt, weil sich sonst doch keine Anstrengung lohnen würde, und heilig, ja heilig muss die Musik unbedingt sein, wie sollte man denn ansonsten an sie glauben. Also ganz nüchtern: die Electric Prunes hatten sogar mal einen Hit mit „I Had Too Much To Dream Last Night“, und auf dem „Easy Rider“-Soundtrack waren sie gleichfalls zu hören mit einem Schnipsel aus ihrer verquasten „Mass in F Minor“, und das ist alles so lange her, Popgeschichte, und jetzt gibt es die Psychorocker immer noch oder wieder, und heute geben sie ihr erstes Konzert in Deutschland überhaupt beim Reverberation-Festival im Statthaus Böcklerpark, mit weiteren Psychedelikern wie Sun Dial und den Liquid Visions aus Berlin. Die Namen sagen hier schon alles. Wie auch bei Old Time Relijun aus Olympia/Washington, die einen böse rumpelnden Blues machen, also nicht den Gefälligkeitsartikel, sondern das grimmige Stampfen von John Lee Hooker im Hinterhof zwischen Ölfässern bei einer Voodoobeschwörung, bei der erfolgreich der zappelnd zerrissene Rock’n’Roll eines Jad Fair in den Körper von Captain Beefheart verpackt wurde. So ungefähr. Schneidet jedenfalls mit Rasierklingen allen Schrott aus den Ohren, am Montag im Zentralberlin. Und die Servicedurchsage: Nach ihrem Auftritt bei der „Rolling Stone Roadshow“ am Dienstag spielen die schwedischen Pop-Enzyklopädisten The Soundtrack of our Lives am Mittwoch noch im Mudd Club. Karten für 10 Euro im gut sortierten Schallplattenfachhandel.