Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Hören tut man sowieso, will man meinen, aber dem wirklich auf die Spur zu kommen, ist noch einmal etwas anderes, und wie das Physiologische mit den kulturellen Konditionierungen zusammenhängt (oder verstellt wird). Sozusagen ein Experiment am lebenden Körper, für das sich dieses Wochenende zwei Hörsäle anbieten, denn da gibt es einerseits mit dem Staubgold-Festival im Ausland ein kleines Fachseminar für Minimal-Meditationen (ohne Räucherstäbchen), die einem Ohr und Kopf freischaben von allem Müll, dass nichts mehr stören kann in diesem Resonanzraum für die Vibrationen, die am heutigen Freitag von Minit (dem in Berlin angedockten australischen Psychoakustik-Duo) kommen und Arnold Dreyblatt, semiprominenter Minimal-Music-Legende, der sich so tief in die Obertöne hineinkniet, dass einem ganz schummrig werden kann. Morgen folgen aus Köln Joseph Suchy und das Tokio/New-York-Doppel Aki Onda und Alan Licht. Andererseits startet heute im Podewil auch die „Urban + Aboriginal“-Reihe der Freunde guter Musik (siehe linke Seite) mit koreanischer Musik, die Nichtmusikwissenschaftler sich mal als in Jasmintee getauchtes Knarren alter Dielen vorstellen dürfen, mit dem irritierten Stampfen eines John Lee Hookers, dem der Blues abhanden gekommen ist. Für die besondere Grenzerfahrung zur Zen-Justierung ist der Dienstag-Termin mit Spießgeige und Trommel zu empfehlen. Sollte einen anderen Menschen aus dir machen. Die Konzerte von Tom Waits sind übrigens ratzeputz ausverkauft, aber am Montag macht das nichts, weil man so noch unbeschwerter zu Wreckless Eric ins Wild at Heart geht, der immer noch die „Whole Wide World“ durchsucht, um sie zu finden, und einer der ganz wenigen ist, der mit seinen Liedern gleich die Seele dazu herausschreien darf, ohne dass das auch nur ein Stück peinlich wäre.