Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Super heute, wirklich. Weil da sind Superpunk, die sich in all den Jahren und mit Spaß zu einer schnaften Soulkapelle entwickelt haben (heute im Knaack, 22 Uhr), zum anderen findet sich Supersoul bei dem imposanten Line-up zur Feier von 10 Jahre Kitty-Yo (heute in der Volksbühne, 21 Uhr), und dann gibt es auch noch Tara Jane O’Neil, deren aktuelle Platte „You Sound, Reflect“ in einem Keller in Olympia und in einem Baumhaus in Portland aufgenommen worden sein soll, also Hölle und Himmel, mit allem dazwischen, was von dieser Welt ist, Geige, akustische Gitarre und zarte Songs, wie chinesisches Porzellan in den amerikanischen Indiefolk (mit Teilen Indietronic) hineingestellt. Heute im Privatclub. Irgendwie nicht von dieser Welt ist die Musik von Dorit Chrysler, in Graz geboren, in New York lebend: Klingt nach einer Spieldose, in der Weihnachtsbäume Ballett tanzen, und vielleicht schaut auch ein großer weißer Hase durch ein Guckfensterchen und zieht eine Grimasse, die sich immer gleich in einen wohlgestalten Popsong verwandelt. Dieser ganze Zauber liegt daran, dass Chrysler vor allem das Theremin, dieses Geisterinstrument, spielt, am Sonntag im Maschinenhaus der Kulturbrauerei, und mit Graham Coxon (Montag im Columbia Club) gewinnt man wieder reellen Boden unter den Füßen: Schöner mit Rolling-Stones-Gitarren zerfräster Bubblegum-Powerpop, in einer milden Lässigkeit, wie sie einen immer gleich befällt, wenn man alte Kinks-Platten hört (Coxon war ja der Gitarrist bei Blur). Was alles die gute britische Schule ist, nach der auf der wieder feuchten Scholle gearbeitet werden kann, und noch ein wenig mehr in die Knie für die Bodennähe geht man am Dienstag im Mudd Club (passt ja), bei den Black Keys, ein Duo (White-Stripes-Vergleiche gab es bereits in Masse). Distortion-Blues aus Akron/Ohio. Ziemlich super, eigentlich.