Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Ja, die Popkomm kommt in die Stadt und alles scharrt schon in den Startlöchern, um auch dabei zu sein, wenn Pop nach der Zukunft greift. Wohin halt der Trend den Weg weisen wird. Aber bis dahin ist noch Zeit. Zeit genug, um sich zuerst in aller Gelassenheit den großen alten Männern zu widmen, denen man die nächsten Tage in Berlin seine Aufwartung machen darf: Und zuerst ist da am heutigen Freitag im Mudd Club Sky Saxon, der mit seinem mittlerweile dünnen zerfressenen Stimmchen wieder zwischen dumpfen Beschwörungen von Chuck-Berry-Riffs und düsteren Doors-Gewummere zu einer Space Odyssey durchstarten will; wie einst in den Sechzigen, als Sky Saxon mit den Seeds in der psychotischen Garagenrockliga die einzige nennenswerte Konkurrenz für die 13th Floor Elevators war. Am Sonntag muss man sich dann schon entscheiden, weil da einerseits mit Mick Harvey in der Kalkscheune eine echte B-Prominenz (aber sein Mitwirken bei Crime and The City Solution und natürlich den Bad Seeds ist schon allererstes Gütesiegel) mal den eigenen Namen promoten will, und andererseits mit Tav Falco im Knaack einer in der Stadt weilt, der eine Art B-Movie des Rock ’n’ Roll ist und die Musik so lange knautscht und zerdehnt und dabei gegen den Mond ansingt, bis der Rock ’n’ Roll sich wieder an seine Wahrhaftigkeit erinnert hat. Richtig herzzerreißend wird die Wahl aber am Dienstag, weil da die Große-alte-Männer-Musik wirklich zur Höchstform aufläuft, einerseits im Quasimodo mit Pere Ubu (umseitig ein wenig mehr dazu) und andererseits mit Elliott Sharp, dem Freejazzer für Headbanger, dem Minimal-Strategen, dem Blues-Experten, der alle Genres gleich wieder vergessen lässt. Radikales Gitarrenspiel in musikalischem Geröll, zu dem sich als einzige gleichwertige Alternative nur die absolute Stille denken lässt.