Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Ja, gut: John Lennon ist nicht mehr dabei. Aber davon einmal abgesehen sind die Sechziger ganz einfach nicht totzukriegen. Immer wieder kriechen da aus irgendwelchen Ecken erst einmal die Originale und schütteln sich den Staub aus ihrem zerlausten Wams, während es von der anderen Seite her mit den jungen Rotzlöffelbands längst schon scheppert und wummert wie einst … ein super Stereo im historischen Lo-Fi-Sound. Da hat man am Sonntag zum Ersteren im Columbia Club die Pretty Things, eine Holzschnittvariante der Rolling Stones und schon genauso lange mit dabei. Mit auf die Bühne kommen hier The Crazy World of Arthur Brown (und deren Hit „Fire“ aus dem psychedelisierenden Jahr 1968 kennt nun wirklich jeder). Zum Zweiteren gibt es am Dienstag dann im Roadrunners Club die Jungen von Demon’s Claw aus Kanada, die es in etwa so malmen lassen wie eben jene Pretty Things: vornehmlich zweckmäßig also, ohne sich in ablenkende Raffinesse zu verzetteln. Nur die rohe Hau-den-Lukas-Kraft. Und das Ganze noch einmal mit Hauruck und einem durch Punk gezwängten Pop-Appeal, und schon hat man die Bloody Hollies (am Donnerstag im Roadrunners Club) aus Buffalo/ New York, die nicht wirklich Buddy Holly huldigen. Bloody steht hier eher für die blutigen Finger beim Gitarreschrubben. Das polternde Leiden an der Welt. Und davon hat auch Ted Milton eine ganze Menge, der wild umher dichtende und besessen saxofonquäkende Vorstand von Blurt, die einen mit ihrem minimalistischen Punkjazz stoisch schlicht und einfach an die Wand nageln, und zwar genauso, wie sie das Anfang der Achtziger bereits gemacht haben. Eine brennende Heftigkeit, die keinerlei Nostalgiebonus braucht. Dazu gibt es beim Konzert am Dienstag im Festsaal Kreuzberg verschiedene Seltsamjazz-Portionen von den Berlinern Olaf Ton.