Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Man hat ja doch überall seinen lokalpatriotischen Stolz und schaut gelegentlich nach, auf welchem Tabellenplatz die eigenen Kicker gerade stehen. Würde man natürlich nie zugeben, so eine Schrebergartenmentalität. Schon aus Selbstschutz. Was soll denn zum Beispiel ein Stuttgarter auch sagen, wenn man vom ihm eins, zwei, drei wissen will, was gerade rockmusikalisch Großes aus seiner Stadt kommt? Winden muss er sich wie ein Wurm, und darf dann doch sagen. Eins: Rocket Freudental. Und wer als Stuttgarter auf die nicht stolz ist, soll Fool’s Garden bis zum Kotzen hören. „Wir leben wie Gespenster“ heißt das aktuelle Album, das heute im Kaffee Burger vorgestellt wird. Da spuken höchst lebendig einige Geisterstimmen der deutschen Rockgeschichte herum in den derben Rockern und bizarren Disco-Visionen, Trio, Rio Reiser und meinethalben Amon Düül. Weil Rocket Freudental aber nicht modisch sein wollen, sind sie auch nicht altmodisch. Wer sich auf den Platten der Goldenen Zitronen auskennt, hat hier eine Heimat, und mit mehr an Empathie als Die Türen, die ein musikalisch ähnliches Terrain nur zu Demonstrationszwecken beackern, spielen Rocket Freudental ihre Sache sowieso aus. Dann wieder die Finnen. Haben ja auch immer so komische Namen und machen eine Musik, die man erst mal aushalten muss wie diese Schratfolklore mit singender Säge von (genau!) La Sega del Canto, und bei Pohjannaula taumelt der Rock mit Polka, dass allen Russendisko-Fans das Herz aufgehen muss (gibt’s eigentlich noch finnisch-russische Berührungsängste?). Eine Humppa-Records-Präsentation am Sonntag im Knaack. Und am Mittwoch wird dann das Berliner Nachtleben revolutioniert, bei der Gala zur neuen Platte von Britta. Die heißt „Das schöne Leben“. Und Konzertbeginn ist echt pünktlich um 21 Uhr. Weil: „Pünktlichkeit ist die neue Unpünktlichkeit.“