Wochenübersicht: Kinderhort : Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Rolf Zacher hat ja allerlei Rollen gespielt, gern Spinner und Alkoholiker, finstere Gestalten und durchgedrehte Bösewichter und plappernde Nervensägen. Aus welchen Gründen auch immer hat er sich nie ausführlich im Nachmittagsfernsehen verwursten lassen, so dass ihn jüngere Menschen nun gänzlich neu entdecken können in „Der Sommer des Falken“. Dass dieser Jugend- und Kinderfilm von 1988 wieder ins Kino kommt, ist einer archäologischen Leistung des Berliner Kinderkinobüros zu verdanken. Den Film hatte ein mittlerweile gängiges Schicksal ereilt: Ungeklärte Lizenzfragen ließen ihn im Archiv verschwinden, Kinos, die ihn zeigen wollten, durften das schlicht nicht. Nun wird die Geschichte von der Begegnung zwischen der Südtiroler Bergbauerntochter Marie und dem Berliner Nachwuchspunkrocker Rick ab kommenden Dienstag als „Kinderfilm des Monats“ durch die Berliner Lichtspielhäuser geschickt. Solche Filme, die einen abenteuerlichen Plot mit Liebesgeschichte und einem naturschützenden Anliegen verbindet, sich also mithin nicht am kleinen Kino für kleine Menschen versuchen, sondern großes Kino erzählen wollen aus der Perspektive junger Menschen, solche Filme gibt es heute leider nur noch selten. Dass jemand wie Zacher, einer, der sich noch traute, seine Rollen nicht stromlinienförmig anzulegen, im „Sommer des Falken“ mitspielte (einen Wilderer übrigens), markiert auch, dass man es damals noch wagen konnte, einen Kinderfilm zu drehen, ohne gleich einen Karriereknick befürchten zu müssen. Damals gab es auch einen Hark Bohm, der die jugendlichen Protagonisten in seinen Filmen ernst nahm. Heute haben wir stattdessen Familienunterhaltung, die keinem wehtun will. Ein Zeichen der Zeit, das für den gesamten deutschen Film gelten mag. Aber das macht’s nicht besser. Komm zurück, Rolf Zacher.