Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Einstein und Strand, das klingt nach Sommer und Zeit, die sich zwischen Sonne und Meer relativiert. Doch der amerikanische Komponist Philip Glass hatte natürlich anderes im Sinn, als er Mitte der 70er-Jahre seine Oper „Einstein on the Beach“ schrieb, die nicht nur ihm selbst, sondern auch Robert Wilson, der das Werk 1976 in New York in Szene setzte, den internationalen Durchbruch brachte. Glass und Wilson wollten auf den Amateurmusiker und Physiker Albert Einstein einen metaphorischen Blick werfen und erfanden eine Oper, die mit ihrer plotlosen assoziativen Erzähltechnik das Musiktheater revolutionierte. In seiner Klimax evoziert das Werk die nukleare Katastrophe, die durch Einsteins Theorien denkbar wurde, und ist so auch ein sehr authentischer Ausdruck der von nuklearen Vernichtungsängsten geplagten Siebzigerjahre. Zum Einsteinjahr versucht nun der Regisseur Berthold Schneider „Einstein on the Beach“ in unsere Zeit zu bringen, die sich weniger vom Atomtod als von Biotechnologie bedroht sieht. Premiere des Staatsbankberlin-Projekts ist Sonntag in der Parochialkirche. Wer echten Strand und Sommertheater liebt, dem sei die nächste Premiere des Hexenkessel-Hoftheaters empfohlen, das Open Air nun sein zweites Stück am Oststrand im Monbijoupark spielt: Nämlich die Komödie „Viel Lärm um Nichts“, frei nach beziehungsweise nahezu völlig frei von Shakespeare. Geblieben ist das Quartett Beatrice, Benedict, Hero und Claudio, das sich einen aberwitzigen Kampf der Geschlechter liefert. Premiere Sonntag. In einem Potsdamer Fabrikgebäude zwischen Holländischem Viertel und dem Park von Sanssouci spielt seit knapp einem Jahr das Theater Comédie Soleil, und zwar ambitionierte Gegenwartsstücke ebenso wie luftige Boulevardstücke und klassische Dramen. Ab Freitag Molières Heuchler-Komödie „Tartuffe“.