Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Der Weihnachtscountdown läuft unerbittlich und wahrscheinlich hat sowieso keiner Zeit, ins Theater zu gehen. Der Weihnachtsstress hat ja inzwischen selbst all jene fest im Griff, die konfessionell anderweitig gebunden sind. Doch solange die Ladenöffnungszeiten noch nicht völlig freigegeben sind, bleibt vielleicht wenigstes ab 20 Uhr Zeit für ein kleines Kulturprogramm. Zum Beispiel im Maxim Gorki Theater, das sich die wahrscheinlich letzte Theaterfrechheit dieses Jahres leistet. Ursprünglich wurde das Haus im 19. Jahrhundert von der Chorgemeinschaft Berliner Singakademie als Konzerthaus gebaut, die nach der Wende lange um ihr Eigentum kämpfen musste, das seit 1949 als Theater genutzt wird. Nun macht das Maxim Gorki Theater dort auch noch seine eigene Singakademie auf, und zwar unter der Leitung von Annette Reber und Adriana Altaras. Man kann davon ausgehen, dass es in „Die Singakademie singt“ mitnichten so klassisch zugeht wie bei der echten Singakademie. Vielmehr wird in diesem schwarzen Märchen mit Musik eine Art deutsche Adams-Family beim familiären Nahkampf zu sehen sein – ein ideales Weihnachtsprogramm. Das Stadttheater Cöpenick stimmt mit dem alten Schwank „Der keusche Lebemann“ von Ernst Bach und Arnold Franz schon mal langsam auf Silvester ein. Heute und morgen gibt es in der Volksbühne noch einmal das großartige Puppenspiel von Suse Wächter, Steffi König, Jürgen Kuttner und Tom Kühnel „Helden des 20. Jahrhunderts“ zu sehen. Im Übrigen zeigt das Haus wie jedes Jahr Erbarmen mit den Weihnachtsflüchtlingen dieser Stadt und macht seine Türen hoch, die Tore weit für sie: Heiligabend spielen beim Weihnachtskonzert Turner und Dominique auf der Großen Bühne, in den verschiedenen Salons des Hauses gibt es X-mas-Goodies und andere Kleinigkeiten zum Fest.