Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
In unserem friedlichen Europa kann einem gelegentlich etwas langweilig werden. Da holt sich wenigstens das Theater manchmal ganz gern etwas Krieg und Krise ins Haus. Die Überschrift der neuesten Veranstaltung im HAU „Middle East News. On Culture and Politics“ klingt deshalb werbeträchtig auch ein bisschen nach CNN und internationalem Presseclub. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Veranstaltung der Ex-Documenta-Macherin Catherine David, in deren Zentrum unter anderem einer der Protagonisten des modernen arabischen Theaters, der libanesische Künstler und Journalist Rabih Mroué, steht. Insgesamt hat sich das thematische Wochenende im HAU auf die Fahnen geschrieben, einen Einblick in die Kunst- und Kulturszene des Mittleren Ostens zu geben , und zwar auch anhand von Filmen, Konzerten und Vorträgen. Eugene O’Neill hatte eher die Schwachstellen der amerikanischen Gesellschaft im Blick, die er mitleidlos beschrieben hat. Vom Zerfall einer Familie an einem Nachmittag erzählt zum Beispiel sein Drama „Eines langen Tages Reise in die Nacht“, das Thomas Schulte-Michels jetzt an den Kammerspielen des Deutschen Theaters inszeniert. In seiner neuen Inszenierung am Theater an der Parkaue hat sich Sascha Bunge eine kurze und kaum bekannte Erzählung von Michael Ende vorgenommen und aus ihr ein Theaterstück für Kinder ab acht gemacht, in dem es über die Freiheit und ihre Grenzen geht: Also um die Frage, was macht etwas und was „Macht nichts“. Wie sich zu viel „Macht nichts“ bei Kindern schließlich in ohnmächtige Wut verwandeln kann, davon handelt auch das neue Jugendstück des bedeutenden dänischen Jugendtheaterleiters, Dramatikers und Regisseurs Michael Ramløse „Der Junge, der unsichtbar wurde“, dessen deutsche Erstaufführung ab Freitag das Potsdamer T-Werk in der Reithalle B präsentiert.