Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Vor fünfzig Jahren ist Bertolt Brecht gestorben, was in dieser Woche ausgiebig begangen wird. In der Friedrichstraße eröffnet am Freitag der frisch renovierte Admiralspalast mit Brecht/Weills Jahrhundertwerk „Die Dreigroschenoper“, und zwar als Starspektakel, inszeniert von Klaus Maria Brandauer. Den Mackie Messer spielt Tote Hose Campino, Polly wird von der Volksbühnen-Lolita Birgit Minichmayr verkörpert, und Good-Bye-Lenin-Star Katrin Sass spielt ihre Mutter, Mrs. Peachum.
Am Tag darauf lädt Brechts einstige Hausbühne, das BE am Schiffbauerdamm zur Brecht-Gala ein: mit Klaus Wowereit, den Kessler Zwillingen, Christa Wolff und vielen anderen. Die Veranstaltung soll aber bloß die Einstiegsdroge für ein dreiwöchiges Brecht-Fest sein, in dessen Verlauf nicht nur Brechtproduktionen des Hauses, sondern auch hochkarätige nationale und internationale Gastspiele auf dem Programm stehen. Darunter auch ein Konzert der Tiger Lillies aus London „The Two Penny Opera“.
Musiktheater der etwas anderen Art macht Nicola Hümpel mit „Nico and the Navigators“. Ihr neues Stück „Wo du nicht bist“, das von Franz Schubert inspiriert worden ist, entstand in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Musikensemble Franui, und befasst sich mit Fragen von Glück und Unglück sowie dem Schwebezustand zwischen beidem.
In der Gedenkstätte Hohenschönhausen zeigt die junge Theaterformation „drehbühne berlin“ am Samstag eine Theaterfassung von Klaus Kordons preisgekröntem Jugendroman über ein verunglücktes, überwachtes DDR-Leben – „Krokodil im Nacken“, geschildert aus der Sicht eines Mannes, der als gescheiterter Republikflüchtling jetzt in den Klauen der Staatssicherheit ist. Premiere ist am 45. Jahrestag des Mauerbaus, dem zweiten gewichtigen Datum dieser Woche.