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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Scratch Neukölln“: 8. 9., HAU 1

Der Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg schien lange bloß ein zugiges Missverständnis zu sein. Doch vor ein paar Jahren begannen sich dort Cafés anzusiedeln, die auf tausende von Studenten der beiden umliegenden Universitäten (UdK und TU) als Kundschaft setzten. Vielleicht fing man auch deshalb an, den Platz cool zu finden. Nicht ganz so cool wie den Alexanderplatz vielleicht, aber doch ein bisschen. Zur Erweckung dieses totgesagten Ortes könnte auch der Leitungswechsel in einem der traditionsreichsten Berliner Privattheater beitragen, der Tribüne am Ernst-Reuter-Platz, wo mit dieser Spielzeit Helmut Palitsch die künstlerische Leitung übernommen hat. Vor circa dreißig Jahren war Palitsch in Stuttgart Claus Peymanns Regieassistent. In jene Jahre fiel auch Peymanns Sammelaktion für eine Zahnbehandlung der in Stammheim sitzenden RAF-Terroristin Gudrun Ensslin. Diese Angelegenheit wird eine der beiden Uraufführungen beschäftigen, mit der am Samstag die neue Ära eröffnet wird. Und zwar in Christoph Klimkes Dramolett „Claus Peymann kauft Gudrun Ensslin neue Zähne“. Als zweite Uraufführung steht Tatjana Reses Bühnenfassung des Berlinale-Hits von 2004, Björn Runges Film „Daybreak“, auf dem Programm. Den Eröffnungsmarathon komplettiert Helmut Palitschs Inszenierung von Gesine Danckwarts Identitätsdrama „Traummaschine“.

Das HAU will mit einer Theaterveranstaltung auf das Schicksal der libanesischen Familie Akkouch aufmerksam machen, die seit 16 Jahren in Deutschland lebt und nun abgeschoben werden soll. Drei Familienmitglieder sind in Constanza Macras’ Stück „Scratch Neukölln“ als Breakdancer aufgetreten, das aus Solidarität am Freitag nun noch einmal aufgeführt wird. Danach diskutieren unter anderem Theo Koll (ZDF Frontal) und Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann.

Eröffnungsmarathon: 9. 9., Daybreak, 18.30 Uhr, Traummaschine, 20.30 UhrClaus Peymann kauft Gudrun Ensslin neue Zähne, 21.30 Uhr, Tribüne am Ernst-Reuter-Platz