Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins und Potsdams Bühnen
Heute wird aus gegebenem Anlass das Treiben auf Potsdams Bühnen mitbetrachtet. Dort nämlich wird nach jahrzehntelangen Provisorien und Ersatzspielorten am Freitag endlich Gottfried Böhms Neubau für das Hans-Otto-Theater eröffnet, mit der Uraufführung von Thorsten Beckers „Katte“ (17 Uhr). Becker, ansonsten Verfasser dicker Romane, vor allem seines berühmtes Debüts „Die Bürgschaft“ über einen Westberliner in Ostberlin, hat sich in seinem Stück der tragischen Freundschaft zwischen dem preussischen Kronprinzen Friedrich und dem Leutnant Hans Hermann von Katte gewidmet, deren Versuch, dem preussischen Drill zu entkommen, tödlich endet und als Paradebeispiel für die Gnadenlosigkeit gilt, mit der die Deutschen in ihrer Geschichte immer wieder unangenehm aufgefallen sind. Es inszeniert Uwe Eric Lauffenberg.
Am Sonntag zeigen Adriana Altaras und Kerstin Decker die Uraufführung ihres Abends über die ukrainische Politikerin und ehemalige Ministerpräsidentin Julia Timoschenko (17 Uhr). Am späteren Abend (21 Uhr) dann kann man Désirée Nick in Gisbert Jäkels Inszenierung von Thomas Bernhards böser Komödie „Am Ziel“ bewundern.
Aber auch Berlin hat diese Woche eine Uraufführung zu bieten, und zwar in den Kammerspielen des Deutschen Theaters, wo Jürgen Gosch Roland Schimmelpfennigs neues Stück „Ambrosia“ inszeniert, dem Schimmelpfennig den Untertitel „deutsches Satyrspiel“ gegeben hat.
Auf der großen Bühne des Deutschen Theaters gibt es ab Samstag einen neuen Michael Thalheimer, und zwar die „Orestie“ des Aischylos.
Ergänzt wird die Theaterkollektion dieser Woche durch einen neuen Castorf, nämlich dessen Wagner-Reflexion und Ausflug ins Musiktheater: „Meistersinger“. Premiere ist übermorgen.