Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die Frage, ob es ein falsches Leben im richtigen gibt oder ob am Ende gar das falsche Leben das richtige ist, treibt diese Woche mal wieder Berlins Theatermacher um. Zum Beispiel in Armin Petras’ neuem Maxim Gorki Theater, das diese Woche gleich mit drei neuen Stücken auf Berlins Spielpläne drängt – heute Abend mit der Uraufführung von Maxim Billers beziehungsdramatischem Nachtstück „Menschen in falschen Zusammenhängen“, wo mal wieder die üblichen verdächtigen unglücklichen Liebenden an ihrer Liebesunfähigkeit würgen. Freitag folgt die Uraufführung von Dea Lohers fiebrigem Kriegsstück „War Zone“, das der merkwürdigen Lust des Menschen am Auslöschen des Lebens der Anderen nachgeht, um das eigene Leben existenzieller zu spüren. Am Samstag kommt Armin Petras’ Inszenierung von Friedrich Dürrenmatts Stück „Das Versprechen“ heraus.
Das Leben der Anderen ist auch Thema in René Polleschs neuem Theaterabend „L’Affaire Martin“, in der sich Pollesch den Filmregisseur Florian Henckel von Donnersmarck und sein romantisches Stasidrama „Das Leben der Anderen“ zur Brust nehmen wird. Mit von der Partie ist auch ein dramatischer Klon der amerikanischen Biologin und Gendertheoretikerin Donna Haraway, deren „Cyborg Manifesto“ ebenfalls einiges über fremdes und eigenes Leben zu sagen hat.
Das Leben der Deutschen insgesamt faszinierte den italienisch-jüdischen Komponisten Alberto Franchetti, der über ihren heroischen Kampf gegen Napoleon 1902 die Oper „Germania“ schrieb. In der Deutschen Oper zeigt ab Sonntag Hausherrin Kirsten Harms ihre Inszenierung von Franchettis Oper, dessen Deutschenliebe von den Nazis nicht erwidert wurde, der stattdessen verfemt und nach dem Krieg nur noch selten gespielt worden ist.