Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Wer schon immer mal Genaueres über die Jugend in den Pariser Banlieues wissen wollte, der liest am besten den Roman „Sagt Lila“ eines jungen Arabers namens Chimo, der darin seine Liebesgeschichte mit der französischen Ghetto-Aphrodite Lila erzählt. Die Theaterschaft hat aus dem drastischen Buch eine Theaterfassung destilliert, die Stephan Thiel jetzt im Theater Unterm Dach inszeniert.
Ein spannendes Stück, das den Nahostkonflikt auf Broadway-Niveau verhandelt, steht als Gastspiel auf dem Programm des Admiralspalasts. Es ist das erfolgreiche Debütstück des dreißigjährigen israelisch-amerikanischen Dramatikers Eliam Kraiem, das die Geschichte eines jüdischen Bäckers in Amsterdam erzählt, durch dessen Schaufenster eines Tages von rechtsradikalen Hooligans der junge Palästinenser Mahmoud gestoßen wird. Zarte Freundschaft entsteht und fast so etwas wie Normalität: bis sie eines Tages von Mahmouds Vergangenheit eingeholt werden, der in Israel einen Bus in die Luft gesprengt hat. Es gab Tote und „Sechzehn Verletzte“.
In der Schaubühne präsentiert Thomas Ostermeier heute ebenfalls eine neue Endeckung: den bayrischen Dramatiker Christoph Nußbaumeder, der im vergangenen Jahr mit seinem Stück „Mit dem Gurkenflieger in die Südsee“ bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen debütierte. Sein neues Stück „Liebe ist nur eine Möglichkeit“ erforscht zeitgenössische Lebens- und Liebesformen in der Provinz.
Eine Berliner Geschichte über die Liebe als einzige Möglichkeit dagegen will Simone Eisenring mit ihrer Uraufführung von Anja Hilligs Stück „Protection“ ab morgen im Maxim Gorki Theater erzählen. „Glück ist nicht immer lustig“ finden wiederum Ines Eck und Arno Kleinofen, deren dokumentarische Theatermontage ab Samstag in der Fabrik Osloer Straße zu sehen ist.