Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Eine Partnerbörse ist eigentlich auch eine Art Herzzentrum, weshalb für die Wirklichkeitsexperten der Formation „Riminiprotokoll“ der Gedanken nahe lag, einmal in einer Internet-Speeddating-Börse nach einem Spenderherzen zu fahnden. Die Frage, wie ein Mensch das für ihn geeignete Herz finden kann, ist ja hie wie dort Geschäftsgrundlage. Hie wie dort kann es außerdem zu Abstoßungsreaktionen und anderen Katastrophen kommen, weshalb Spezialistenrat dringend geboten ist. Erteilt wird er im Rahmen eines Theaterabends im HAU1, der nach dem zweiten Herztransplantationspatienten des legendären südafrikanischen Herzchirurgen Christian Barnard, Philip Blaiberg „Blaiberg und Sweetheart19“ benannt worden ist.Nicht nur die Menschen, auch die Theater lassen nichts unversucht, jung und schön zu bleiben. Das DT zum Beispiel, das in das ehrwürdige Foyer der Kammerspiele jetzt eine Blackbox mit 80 Plätzen gebaut hat, wo es ab Samstag nun schnelles, hautnahes Theater machen will. „Box & Bar“ heißt das Theater im Theater mit angebautem Tresen, und eröffnen wird es mit Christoph Mehlers deutschsprachiger Erstaufführung eines Stücks der Brüder Presjnakow. „Opfer vom Dienst“ handelt von einem jungen Mann, der sein Geld als Opfer verdient und damit dem neuen Prekariat vielleicht bahnbrechende Wege aus der Misere weist. Am Sonntag folgt dann Elfriede Jelineks „Sportchor“, den Stefan Kaminski als Schauspieler im Alleingang schultert. Und was wäre eine Woche ohne Premierensalve aus dem Kastanienwäldchen, hinter dem das Maxim-Gorki-Theater steht. Dort hat morgen Jan Bosses Inszenierung von Werner Schwabs Radikalkomödie „Präsidentinnen“ Premiere, in der drei ausgesprochen extreme Damen aufeinander treffen, weil sie im Fernsehen eine Papstmesse anschauen wollen.