Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Highlights sind diese Woche auf Berliner Bühnen eher dünn gesät. Es scheint, auch die Theaterleute wollen Weihnachtseinkäufe machen und bieten deshalb im Wesentlichen dramatische Grundversorgung aus Repertoirebeständen an. Aber warum nicht diese Chancen nutzen? Am Donnerstag zum Beispiel könnte man im Deutschen Theater Jürgen Goschs meisterhaft zwischen Realismus und Traum balancierende Inszenierung von Roland Schimmelpfennigs verschlungenem Porträt einer Berliner Straße „Auf der Greifswalder Straße“ sehen, am Samstag Dimiter Gotscheffs Heiner-Müller Abend „Germania.Stücke“, wo aus der Sicht des ideologisch eher unübersichtlichen Heute noch einmal Müllers dialektisch sortiertes Weltbild betrachtet wird, dessen Aphrodisiakum die blutige Geschichte des 20. Jahrhunderts war.
Wie immer zur Weihnachtszeit spielt die Volksbühne eine ihrer schönsten Produktionen, Jürgen Kuttners und Suse Wächters ironisch-monströse Puppenrevue „Helden des 20. Jahrhunderts“, wo wir allen noch mal als Marionetten begegnen, die im vergangenen Jahrhundert Furcht und Elend, Hoffnung und Erlösung verhießen.
Auf dem Spielplan des BE steht diese Woche sogar eine echte Premiere, nämlich Thomas Langhoffs Inszenierung von August Strindbergs bürgerlichem Schauerspiel „Totentanz“.
Im Institut für Mikrobiologie und Hygiene der Charité findet am Donnerstag die Premiere von Börries Müller-Büschings, Mark Polschers und Andreas Rochholls Filmoper „Kroll“ statt, in der nicht nur verschiedene Medien, sondern auch die Biografie des Dirigenten Otto Klemperer und die Geschichte der Kroll-Oper miteinander verschränkt werden, die gegenüber dem Reichstag stand und nach dessen Brand im März 1933 ein Hauptschauplatz der Abwicklung der deutschen Demokratie gewesen ist.