Wo waren Sie, als die Mauer fiel?

Als 1989 die Mauer fiel, erfuhr ich davon, als ich gerade mit meinem damaligen Freund irgendwo durch den Bezirk Rostock (heute: Vorpommern) trampte. Wir saßen in einem Wartburg, Lada oder Trabi und hörten die Nachricht im Radio.

Wir waren begeistert, durcheinander und haben das wohl gar nicht richtig begriffen. Nach Berlin fahren wollte ich aber nicht, so wie viele andere es dann taten. Ich war gerade in die 11. Klasse der EOS (Erweiterte Oberschule, heute Gymnasium) in Stralsund gekommen. Die dann folgende Zeit hat sich mir als äußerst intensiv und voller endloser Gespräche und Diskussionen eingeprägt. Vor allem in der Schule war es fast chaotisch – in vielen Fächern hatten wir kaum noch regulären Unterricht und einige Lehrer waren recht erschüttert und verwirrter als wir Schüler.

Das erste Mal über die Grenze fuhr ich mit meinen Eltern, wir wollten nach Lübeck. Ich saß hinten im Auto und irgendwann meinte mein Vater, dass wir jetzt die Grenze passiert hätten. Neuerdings muss ich immer wieder an diese Zeit denken, was ich jahrelang nicht getan habe. Erst jetzt stellen sich mir immer mehr Fragen zu damals, zum Beispiel, was wohl ohne den Mauerfall aus mir geworden wäre. GESINE HONNEF, HEIDELBERG