: Wirtschaftsnotizen: Entrüstung und Ernüchterung / Steuerbefreiung schadet Wettbewerb / Zeiss-Sanierung in fünf Jahren? / Steigende Kurzarbeiterzahlen bei Carl Zeiss
Entrüstung
und Ernüchterung
Unterschiedliche Reaktionen haben gestern die von der Treuhand vorgelegten Zahlen zum Arbeitsplatzabbau in den chemischen Großunternehmen Sachsen-Anhalts hervorgerufen (siehe taz vom 23.5.). Während sich Betriebsratsvertreter der Filmfabrik Wolfen AG und der Leuna-Werke AG entrüstet zeigten, nahm man in der Buna AG und der Chemie AG Bitterfeld-Wolfen die Treuhand- Pläne nüchtern auf.
Steuerbefreiung schadet Wettbewerb
Beim brandenburgischen Agrarministerium häufen sich Beschwerden von Gründern bäuerlicher Familienbetriebe über Finanzämter, die eine Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Nutzfahrzeuge aus DDR-Produktion ablehnen und statt dessen zu Neukäufen raten. Minister Edwin Zimmermann (SPD) stellte fest, das wirkt sich wettbewerbsverzerrend aus. Viele Wiedereinrichter landwirtschaftlicher Betriebe hätten mit wenig Geld Technik früherer Genossenschaften erworben, anderes sei viel zu teuer. Zimmermann schlägt vor, Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Bundesgebiet aufzuheben.
Zeiss-Sanierung
in fünf Jahren?
Die Sanierung der Jenaer Carl- Zeiss-Werke soll nach Auffassung des ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth in fünf Jahren abgeschlossen sein. Späth, der als persönlicher Berater des thüringischen Ministerpräsidenten Josef Duchac für die Zeiss-Sanierung fungiert, erklärte in Jena, er könne sich eine gemeinsame Carl-Zeiss-Stiftung vorstellen, unter deren Dach sich die zwei ostdeutschen Werke Jenoptik und Glaswerke Jena ebenso zusammenfinden sollten, wie die beiden westdeutschen Firmen Carl Zeiss Oberkochen und die Glaswerke Schott in Mainz.
Steigende Kurzarbeiterzahlen bei Carl-Zeiss
Um rund ein Drittel auf 13.000 wird die Zahl der „Kurzarbeiter ohne jegliche Arbeitsleistung“ in den ostdeutschen Zeiss-Unternehmen noch im Mai klettern. Die Anpassung der Beschäftigtenzahl in den Geschäfts- und Fertigungsbereichen entsprechend der Umsatzlage erklärte Volker Haubold von der Arbeitsgruppe Interessenausgleich laut der Zeiss-Zeitschrift 'Prisma‘ als „aus betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten umgehend erforderlich“.
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