■ Wird der Osten rot?: Die PDS setzt sich doch wenigstens für uns ein
Ute Skielka, 28 Jahre, Grünanlagenpflegerin
Ich denke, daß die PDS einen Mischstaat im Kopf hat. Nicht radikal West, sondern Ost plus West. Ob das jedoch durchzuziehen ist? Zu den Wahlen würde ich nicht gehen, weil ich gar nicht wüßte, für wen ich mich entscheiden sollte. In dieser Zeit muß jeder das Beste machen, aber auf eine Partei zu hoffen, wäre falsch. Ich will lieber in einer Bürgerbewegung etwas machen. Parteien sind Asche.
Waltraud und Antje-Heidi Steiner, 55 und 21 Jahre, Verkäuferin und Azubi
Antje-Heidi: Man sieht doch, daß sich die PDS wenigstens für uns einsetzt. Ich muß aber erst ihr Parteiprogramm lesen. Dann werde ich entscheiden können, ob ich sie wähle.
Waltraud: Mir ist es nicht recht, daß immer die an die Macht kommen, die Dreck am Stecken haben, und bei der PDS sitzen ja genug davon. Daß ich die PDS nicht wählen werde, das weiß ich hundertprozentig. Da gibt es andere.
Hans-Günter Winkler, 60 Jahre, Frührentner
Ich freue mich, daß bei den Wahlen in Brandenburg die großen Parteien einen Dämpfer abgekriegt haben. Die Leute wollten nicht die Rechten, weil die so einen Quatsch verzapfen, da haben sie die PDS gewählt. Bei den anderen Wahlen kann das genauso passieren. Allerdings würde ich nicht für die PDS stimmen. 40 Jahre haben mir gereicht. Da sitzen ja immer noch die alten Leute drin.
Gabriele Hentschlossky, 30 Jahre, Vorarbeiterin
Ich finde die Wahlergebnisse in Brandenburg ganz okay. Endlich kommen die anderen mal wieder nach vorne. Ich würde die PDS zwar nicht wählen, aber ich finde es gut, daß es andere machen. Mir sind die immer noch zu sehr mit der SED verbunden. Das ist mir irgendwie zuwider. Auch würde ich sie nicht wählen, weil ich keine Hintergründe kenne.
Beatrice Berger, 19 Jahre, Reinigungskraft
Über die Wahlen bin ich gar nicht so informiert. Aber daß die PDS so viele Stimmen bekommen hat, finde ich blöd. Ich finde diese Partei zum Kotzen. Da sind meiner Meinung nach noch zu viele Stasi- Leute drin. Ich habe sie nicht gewählt und verstehe auch nicht, wer sich für diese Partei entscheiden kann. Wenn Kutzmutz Oberbürgermeister in Potdam würde, wäre ich total enttäuscht.
Dietmar Purschke, 41 Jahre, Angestellter
Ich hätte nichts dagegen, wenn Kutzmutz Oberbürgermeister würde. Der spricht aus, was viele denken. Seine Stasi-Vergangenheit würde mich nicht stören. Ich bin hier groß geworden. Die Stasi gehörte dazu, wie die Kaufhalle um die Ecke. Das wußte jeder. Für mich gibt es aber keine Partei, die mir was bietet. Deswegen war ich auch nicht bei den letzten Wahlen.
Umfrage: Juliane Echternkamp
Fotos: Bente Eving
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen