■ Winterspiele: Vier kamen durch
Lausanne (dpa/taz) – Rund tausend „Mitglieder der Olympischen Familie“, wie IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch seine Gefolgschaft nennt, warteten im Olympischen Museum in Lausanne auf eine Entscheidung ohne Überraschungen. Natürlich zog Samaranch aus versiegelten Umschlägen die Städte, die die Prüfungskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) unter Leitung von Thomas Bach als die geeignetsten für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele im Jahr 2002 ausgemacht hatte: Östersund (Schweden), Quebec (Kanada), Salt Lake City (USA) und Sion (Schweiz).
Der Aufwand, den die Olympier mit dieser Vorauswahl-Show unter neun Bewerbern trieben, war gewaltig und rief unterschiedliche Bewertungen hervor. Vor allem die Vielzahl der Beteiligten und der finanzielle Aufwand wurden kritisiert. Der Schweizer IOC- Vizepräsident Marc Hodler sprach im Gegensatz dazu von einem „zukunftsweisenden Verfahren, das den ausgeschiedenen Bewerbern viel Geld gespart hat, schon weil die IOC-Mitglieder nur die vier Finalisten besuchen dürfen“. Graz (Österreich), Jaca (Spanien), Poprad-Tatry (Slowakei) und Tarvisio als Drei-Länder-Bewerbung von Italien, Österreich und Slowenien erklärten im übrigen spontan, für die Winterspiele 2006 wieder antreten zu wollen. Nur Sotschi (Rußland) legte sich noch nicht fest. Alexander Koslowski, Vizepräsident des russischen NOK, übte scharfe Kritik am Auswahlverfahren: „Sie haben Städte mit entwickelter Infrastruktur gewählt. Für Sotschi ist das eine unfaire Vorgehensweise. Wir wollen etwas absolut Neues bauen.“
Am 16. Juni steht nun in Budapest die Vergabe der Winterspiele 2002 an. Hoher Favorit ist nach dem derzeitigen Stand Salt Lake City, das sich zum vierten Mal um die Spiele bewirbt und bis zur Wahl rund sieben Million Dollar für die Werbung ausgeben will. Doch die endgültige Entscheidung hängt von großen Unwägbarkeiten ab. Waren bislang technische Dinge ausschlaggebend, zählt in Budapest die subjektive Einschätzung der 96 IOC-Mitglieder. „Der Hamburger ist fertig angerichtet“, sagt Richard Pound vom IOC- Exekutivkomitee, „jetzt wird noch die Sauce gesucht.“
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