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Wider das Politische Mandat -betr.: "Damokles-Schwert über Studentenköpfen", taz-Bremen vom 13.12.1997

Betr.: „Damokles-Schwert über Studentenköpfen“, taz vom 13.12.1997

Angehende Akademiker sollten eigentlich in der Lage sein, Sachverhalte zu analysieren. Aber in Bremen ist ja alles immer anders. Da behauptet die Vorsitzende des AStA der Uni Bremen, Petra Scharrelmann, daß der RCDS bis Ende der 60er Jahre offen zu CDU-Politik aufgerufen hat. Als RCDS-Landesvorsitzender muß ich erwidern, daß dies sogar noch bis heute möglich ist und geschah. Allerdings muß sich die CDU vom RCDS auch Kritik anhören (z.B. in der BAföG-Diskussion oder beim Thema Studiengebühren).

Aber den RCDS mit dem AStA zu vergleichen, ist wie ein Vergleich zwischen Äpfel und Birnen. Der RCDS ist nicht der AStA!!!

Der RCDS ist ein Zusammenschluß von StudentInnen. Diese Studis können FREIWILLIG in den RCDS eintreten, bzw. auch wieder austreten. Der AStA vertritt alle Studierenden der Universität, da diese ZWANGSMITGLIEDER in der „Verfaßten Studentenschaft“sind. D.h., daß sie nicht die Möglichkeit haben, die VS zu verlassen. Wenn die Vorstandsmitglieder des AStA unbedingt dem Trieb nachgeben müssen, allgemeinpolitische Ergüsse von sich zu geben, sollen sie das tun können: als Listen, Gruppierungen etc.

Die uniPDS, die Antirassistische/Feministische Liste, die Naturwissenschaftsliste, asta für alle, STUGALI und der RCDS sind im Studierendenrat vertreten. Alle diese Listen können sich zu jedem Thema erklären, bis die Faxe der Zeitungsredaktionen verstopft sind. Der AStA aber, so steht es im Bremischen Hochschulgesetz und wurde so vom OVG bestätigt, hat sich um hochschulpolitische Belange zu kümmern.

Vielleicht jammern die den AStA-stellenden Listen aber auch nur so laut, weil ihnen jetzt ein angenehmer Vorteil der allgemeinpolitschen Betätigung des AStA weggefallen ist: GELD. Mit den Zwangsbeiträgen der Studis wurde an der Bremer Uni Politik gemacht. Gegen Castor und für Castro. Gegen Kohl und für Kurdistan – das geht nun nicht mehr. Eigentlich schade, so kurz vor der Bundestagswahl. Aber zumindest die uniPDS hat ja noch Chancen auf ein paar Mark: Vielleicht lädt sie ja wieder Gregor Gysi ein und hofft auf ein wenig Kohle aus dem SED-Altvermögen. Claas Rohmeyer,

Landesvorsitzender des RCDS

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