Wettbewerb: Günstiger im Smart
Unternehmen will Mini-Taxis einführen und damit 15 Prozent preiswertere Fahrten anbieten. Die Konkurrenz glaubt, dass die Fahrer dann weniger verdienen.
Die Taxi-Gruppe "Funkzentrale 6 x 6" will eine Kleinstwagen-Flotte einführen: 200 Autos der Marke Smart sollen als Mini-Taxi durch Hamburg rollen und für die Kunden günstiger sein. 15 Prozent billiger soll die Fahrt mit einem Mini-Taxi im Vergleich zum größeren Auto sein. Das Unternehmen will damit mehr Wettbewerb ins Taxigewerbe bringen und die Kunden an kleinere Autos gewöhnen.
Dieses Vorhaben würde theoretisch an den Branchen-Regeln scheitern, doch die zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) hat angedeutet, Ausnahmegenehmigungen zu erteilen - weil die Kleinstautos weniger Schadstoffe verursachen als die großen - halb so viel, versprechen die Taxi-Unternehmer. In den schleswig-holsteinischen Städten Heide und Husum gibt es schon solche Kleinsttaxen - allerdings dürfen sie nicht günstiger sein als die großen der Konkurrenz.
Helma Krstanoski von der BSU sagt: "Ein Antrag für Kleinsttaxis liegt noch nicht vor." Allerdings habe es schon Anfragen des Unternehmens gegeben. Dem habe man signalisiert, dass "wir etwas Neues und Innovatives gut finden, wenn es dem Klima nützt". Wenn der Antrag vorliege, würden die Verbände angehört. Ein halbes Jahr würde die Behörde einen Probetarif erlauben - dann muss der Senat entscheiden. Wie teuer eine Fahrt sein darf, ist einheitlich in der Taxi-Ordnung geregelt. Diese sieht in Hamburg vor, dass es auch einen Probetarif geben kann.
Die Kommunen legen in der Taxiordnung fest, unter welchen Bedingungen und zu welchen Kosten Taxifahrten auf ihrem Gebiet angeboten werden dürfen. In Hamburg gilt:
Der Grundpreis für jede Fahrt beträgt 2,70 Euro.
Die ersten vier Kilometer Fahrtstrecke kosten je 1,85 Euro. Vom fünften bis einschließlich des zehnten Kilometers bezahlen Kunden 1,75 Euro, danach 1,28 Euro.
Eine Stunde Warten darf 25 Euro kosten.
Dass die anderen Unternehmen mit niedrigeren Preisen reagieren, wenn die Mini-Taxis erfolgreich würden, glaubt Jürgen Kruse von 6 x 6 nicht. Realistischer sei, dass sich die Flotten der Unternehmen veränderten. Er ist sich sicher: "Die Preise sind nicht zu hoch, es gibt nur zu viele normale Taxen."
"In zwei Jahren kommen mehrere Elektroauto-Modelle mit einer interessanten Reichweite auf den Markt", sagt Kruse. Die wolle man dann auch in Hamburg einführen. Er ist sich sicher: "Darauf werden wir als Taxi-Unternehmer reagieren müssen." Kruse ist auch überzeugt, dass sich das Angebot für ihn und seine Fahrer rechnet: "So ein Kleinstwagen kostet ein Drittel eines Standard-Taxis und verbraucht die Hälfte." Außerdem hofft er auf eine bessere Auslastung durch niedrigere Preise. Kruse verspricht seinen Fahrern für die Anfangszeit Sicherheit beim Gehalt - sie leben vor allem von Umsatzbeteiligung. "Außerdem wird niemand gezwungen, die Mini-Taxis zu fahren."
Der Geschäftsführer von Hansa Funktaxis 211 211, Dirk Schütte, ist irritiert über den Vorschlag seines Konkurrenten und das Verhalten der Behörde: "Ich verstehe nicht, dass die Behörde das genehmigen will." Das Auto sei kleiner als erlaubt, sagt Schütte, der auch im Vorstand des Verbandes Taxen-Union Hamburg ist. "Ich sehe vor allem ein Problem für die Fahrer: Wie sollen wir die dann noch bezahlen?" Er fürchte das Entstehen einer neuen Niedriglohngruppe. Dass die Rechnung seines Konkurrenten aufgeht, glaubt Schütte nicht: "Große Möglichkeiten sind da nicht, wenn man die Kosten mit denen von Erdgas-Fahrzeugen vergleicht."
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