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■ Wer die Machthaber treffen will, muß Shell boykottierenDen Generälen ans Geld gehen

Auch wenn Shell nicht gleichzusetzen ist mit den nigerianischen Despoten, so kann sich der Konzern doch nicht damit herausreden, mit dem unmenschlichen Vorgehen der Militärjunta gegen die Opposition nichts zu tun zu haben. Daß Shell mehrfach nigerianische Killertrupps zur Hilfe gegen Demonstranten gerufen hat und einen wankelmütigen Zeugen der Anklage gegen den hingerichteten Schriftsteller Ken

Saro-Wiwa bestochen haben soll, spricht dafür.

Wenn der Konzern mitverantwortlich ist für die Zustände in dem ölreichen Land, muß er sich gefallen lassen, zur Verantwortung gezogen zu werden. Dazu ist der Multi allenfalls durch Druck auf den Geldbeutel zu bewegen – sprich durch Boykott.

Eine Einmischung in innere Angelegenheiten eines souveränen Staats sei verwerflich und indiskutabel – da befinden sich die Shell-Verantwortlichen und die nigerianischen Herrscher in schönster Übereinstimmung. Abgesehen davon, daß man im Falle der nigerianischen Junta kaum von einer legitimen Regierung sprechen kann, und abgesehen davon, daß Shell als Teilhaber des staatlichen nigerianischen Ölkonzerns auch bisher keinen Abstand hielt von den Herrschenden – welche Alternativen bestehen denn? Daß die nigerianische Opposition selbst die Tyrannen stürzt, ist angesichts der brutalen Unterdrückung einstweilen kaum vorstellbar. Gegen diplomatischen Druck scheinen die Generäle immun zu sein; Gefühle haben sie nur an der Stelle, wo die Geldbörse sitzt.

Daß ein Boykott und damit ein Rückgang der Einnahmen nur der Bevölkerung des Landes schade, ist ein weiteres Argument, hinter dem sich handlungsunwillige Regierungen und Konzerne gerne verschanzen. Von dem Geldsegen sieht in Nigeria die Bevölkerung nichts, am allerwenigsten in den Ölfördergebieten. Ökonomische Besserung hat die Bevölkerung am ehesten von einem Sturz des korrupten Regimes zu erwarten.

Der Öl- und damit Geldhahn muß den Machthabern zugedreht werden. Ein Embargo gegen nigerianisches Öl, einschließlich des Verbots ausländischer Direktinvestitionen im Land, ist jedoch von den Regierungen der angeblich zivilisierten Welt nicht zu erwarten – was sind schon Menschenrechte gegen Wirtschaftsinteressen? Was an Handlungsmöglichkeiten bleibt, ist ein Verbraucherboykott gegen den Konzern mit der Muschel, der zwar nicht der einzige, aber eben doch der größte Ölmulti in Nigeria ist. Nicola Liebert

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