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Wenn in der Straßenbahn das Reisefieber mitfährt

Straßenbahnlinie 1 Richtung Leipziger Innenstadt, die zwei Frauen schräg vor mir sind hörbar aufgeregt. „Meinst du, sie stehen Schlange?“ „Nein, nur wenn der Katalog neu rausgekommen ist.“ Offenbar zwei Freundinnen, beide schon ergraut. „Wir warten erst einmal, was sie uns anbieten“, sagt die eine, Ostsee wäre doch auch schön. „Ich komm überall mit hin, Hauptsache verreisen“, freut sich die andere.

Ich weiß, wohin die beiden wollen. Meine Mutter ist ungefähr im selben Alter und regelmäßig mit dem Busreiseveranstalter unterwegs, den die beiden ganz offensichtlich ansteuern – nach Dresden, über die Donau und demnächst zum allerersten Mal nach Italien. Ins Reisebüro gehen, ganz analog und ohne aufwendige Vergleiche, einfach was buchen – weil die Bilder im Katalog so schön sind, die Rente dafür gerade noch reicht, die beste Freundin mitkommt oder es sich in der Gruppe am besten allein verreisen lässt.

Leipzig-

Mitte

70.000 Ein­wohner*innen. Der Stadtbezirk mit und rund um Leipzigs historisches Zentrum. Unternehmen können mit Zusatzansagen an den

Haltestellen in Tram und Bus auf sich verweisen lassen.

„Die nächste müssen wir schon raus, oder?“, fragt die eine der beiden. „Ich glaube, die übernächste“, sagt die andere. „Entspannt euch“, denke ich und freue mich ein bisschen für die beiden mit. In Leipzig heißt sogar die Haltestelle wie der Reiseveranstalter, sie ist wirklich nicht zu ­verpassen. Manuela Heim

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