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Wenn es unbedingt auch was Grünes sein soll

Mittwoch in der Kantine der Stiftung Deutsche Oper in Friedrichshain. Das Essen ist hier so schnörkellos wie der Speiseplan: Eintopf, Veggie, Klassiker. Hinter Letzterem verbirgt sich gern so was wie „Gegrillter Leberkäse mit Salzkartoffeln und lecker Bratensauce“. Bratensauce gibt es auch heute. Nur kommt sie in Begleitung eines „Schnitzel Wiener Art, hausgemacht“ daher und ist diesmal nicht als lecker eingestuft.

Schnitzel gehen immer, denke ich und liege falsch: In den Wärmewannen türmt sich kurz vor Kantinenschluss der Fleischberg. Bei dem Anblick stirbt das Gespräch in meiner Gruppe ab. Vegetarierinnen, die nur wegen „Veggie: Zwei gekochte Eier in süß-saurer Senfsauce“ hierher kamen. Wenn so viele Schnitzel da sind, sind die Eier hoffentlich nicht vergriffen, raunt mir eine Kollegin besorgt zu. Doch da zahlen die ersten aus meiner Gruppe schon ihre Senfeier, ich bestelle meine und krame nach Geld. „Was Grünes dazu“, fragt die Person hinterm Tresen. Was Grünes? Echt jetzt, will ich ausrufen – doch meine Stimme sagt „unbedingt!“

Berlin-Friedrichshain

141.200 Ein­wohner*innen.

In Berlin gibt es fürs bessere Essen 24 Sterne-­Lokale. Im ehemaligen Arbeiterstadtteil Friedrichshain findet sich keines davon.

Ich reiche das Geld rüber und sehe das Grüne: auf dem Ei liegen getrocknete Petersilienkrümel. Christine Prußky

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