Wenn es dreimal klingelt : Zukunft. Aufregend
„Könnten Sie eventuell auch erst Anfang August anfangen?“, fragt die Dame vom Berliner Verlag. „Äh, was?“, sage ich und schaue aus meinem Fenster in die Hasenheide. Dort läuft eine Kitagruppe in Zweierreihe durch den Matsch. „Sie sind eine der Volontärinnen, die wir dieses Jahr einstellen werden“, sagt sie erklärend. „Das ist ja wunderbar“, sage ich. Vor meinen Augen spielen sich schon die ersten Szenen meines neuen Lebens ab: Ich als rasende Reporterin unterwegs in Berlin. Ich im Fahrstuhl des Berliner Verlags am Alexanderplatz. Ein aufregendes Leben erwartet mich.
„Klar kann ich auch ab ersten August“, sage ich.
Die Dame sagt, sie würde mir dann alles per Post zuschicken. Wir legen auf. Ich habe Tränen in den Augen. Mein Freund ist stolz und wir schmieden Pläne für das nächste Jahr. Wer geht Sekt holen? Oder ist das ein Anlass für Champagner?
Nach sechs Minuten klingelt das Telefon wieder. „Sind Sie in ein paar Minuten noch zu Hause?“, fragt die Dame des Berliner Verlages außer Atem. „Klar“, sage ich und sie legt auf. Vielleicht will sie, dass ich doch schon früher anfange, wundere ich mich laut. In meinem Kopf verschiebe ich Pläne. Mein Freund zieht sich die Schuhe an. Es ist definitiv ein Champagner-Anlass.
Das Telefon klingelt.
„Es tut mir furchtbar leid“, sagt die Dame vom Berliner Verlag sehr kleinlaut. Ich lächle verständnisvoll. „Ich habe Sie leider mit einer anderen Bewerberin verwechselt, mit einem gleich lautenden Namen.“ Interessant, denke ich mir, es gibt noch jemanden mit meinem Namen?
Draußen in der Hasenheide stellt sich ein Mann neben den Baum vor meinem Fenster. „Sie haben die Volontariatsstelle also doch nicht, und ich entschuldige mich tausendmal“, versichert mir die Dame am Telefon. Der Mann pinkelt den Baum an. Ein aufregendes Leben erwartet mich. MAREIKE BARMEYER