: Wenn einem wirklich Saures gegeben wird
Mein Freund will seiner Tochter noch Wassermelone mitbringen. „Die liebt sie“, sagt er, als wir in der Wrangelstraße in Richtung Obst- und Gemüseladen laufen. Er erzählt von Videos mit Tipps dafür, woran man eine gute Melone erkennt. „Es gibt wohl männliche und weibliche Pflanzen und die kann man unterscheiden, und die weiblichen sind süßer“, sagt er.
Ich warte vor dem Laden, während mein Freund drinnen bezahlt. Neben mir auf dem Bürgersteig nimmt einer der Mitarbeiter eine Wassermelone aus der Kiste, eine ganze Palette steht dort bereit. Er zerteilt sie mit einem großen Messer und wickelt Viertel und Achtel zum Verkauf in Folie ein. Neben ihm beißt ein zweiter Mitarbeiter gerade in ein großes Stück – und verzieht dabei das Gesicht, als würde er eine Zitrone essen.
Berlin-Kreuzberg
151.400 Einwohner*innen.
Dass es sommers in dem Ortsteil nicht an Melonen fehlt, hat schon auch mit der Bevölkerungsstruktur zu tun. Fast ein Drittel sind Migranten, die türkischstämmige Bevölkerung konzentriert sich vor allem auf den Wrangelkiez.
„Das ist keine gute Werbung“, rufe ich ihm zu. „Soll ich mich umdrehen?“, antwortet er. Und sagt, dass er gar nicht zufrieden mit der Lieferung sei. „Wir haben noch eine andere, aber da habe ich auch meine Zweifel.“ „Viel Glück“, sage ich und freue mich darauf, meinem Freund einen neuen Wassermelonenqualitätstest zu erklären. Uta Schleiermacher
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