: Wenn ein SA-Mann übers queere Stadtfest läuft
Glitzer, Wurstrauch, Schlagermusik – das Lesbisch-schwule Stadtfest gehört fest zum Regenbogenkalender Berlins. Seit 1993 schieben sich am Wochenende vor dem CSD dort schwitzige Massen im Schöneberger Szenekiez vorbei an Grill- und Bierständen – und Zelten, in denen sich von Diakonie bis Springerverlag alle zeigen, die queere Aufmerksamkeit wollen, auch die taz.
Die Transophonix blasen, die Querplattler lassen die Lederhosen krachen. Neben jungen Antifaqueers tanzen gestandene Butchlesben. Neben Daddys in abstrakt-polizeilichen Lederoutfits fällt einer auf, der allen Ernstes eine SA-Uniform trägt. Braunes Hemd, schwarze Stiefel, Lederriemen schräg über der Brust. Nur die verbotenen Abzeichen fehlen.
Berlin-Schöneberg
125.000 Einwohner*innen.
Seit den Goldenen Zwanzigern gilt der Schöneberger Nollendorfkiez als Schwulenviertel.
Solche Typen waren früher schon auf dem Fest, auch Schwule im Kiez ticken konservativ bis rechts. Doch die aktuellen Angriffe auf queeres Leben lassen den Braunhemdfetisch nochmal in neuem Licht erscheinen. Kennt der Typ nicht Christopher Isherwoods queeren Roman über das Einbrechen der Nazis auf genau diesen Schöneberger Straßen? Weiß er nicht, was mit dem schwulen SA-Führer Ernst Röhm letzten Endes passiert ist? Stefan Hunglinger
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