: Wenn die feste Meinung doch nicht so stabil ist
Auch Merz muss ihnen dienen, Israel zieht hier die Fäden“: Es sind kaum mehr als 50 Menschen, die an einem heißen Sonnabendnachmittag durch die Osnabrücker Innenstadt ziehen. „Free Palestine!“, rufen sie, aber auch so was wie: „Israel boykottieren, ihre Waffen sabotieren“, und irgendwas über zu beendendes Leid – oder fordern sie doch: „Beendet dieses Land“? Ein Faltblatt, das aus dem kleinen Demonstrationszugverteilt wird, fragt: „Wer hat wirklich das Recht auf Verteidigung?“ Und weiter: „Verurteilen Sie 75 Jahre Besatzung, Vertreibung und Genozid?“
„Stimmt ja, was die sagen“, grummelt am Grabbeltisch einer Buchhandlung, inhabergeführt, „Bücher auf fünf Etagen“, ein Mann.
„Was stimmt?“ Eine kleine Frau mit vielleicht russischem Akzent fragt, was die Demonstrierenden denn wollten, wogegen sie demonstrierten. Sie verstehe sie nämlich nicht. Also: „Was stimmt?“
„Dass Israel Kinder tötet“, grummelt der Mann.
„Wer hat Schuld?“, fragt nun der Mann neben der Frau, ebenfalls mit – vielleicht – russisch gefärbtem Tonfall.
Osnabrück
166.000 Einwohner*innen.
In der niedersächsischen Stadt wurde 1648 einer der beiden Friedensverträge (die andere Station war Münster) geschlossen, die mit dem Westfälischen Frieden den Dreißigjährigen Krieg beendeten.
Ganz kurz zögert der eben noch so entschieden Grummelnde. „Beide Seiten“, sagt er dann.
Alexander Diehl
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