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Wenn Europa wieder an alte Grenzen kommt

Es ist wieder mal viel los an diesem Abend auf der Europabrücke. Der Stau beginnt auf der französischen Seite schon 400 Meter vor dem Rhein, im Schneckentempo bewegt man sich weiter. Mittlerweile haben wir es an den hohen Bögen der Brücke vorbei­ge­schafft und sind vier Autos vom Kontrollpunkt entfernt.

Das Häuschen ist neu. Zu Beginn standen sie im Freien. Nach einer Woche hatten sie ein einfaches dunkelblaues Zelt. Jetzt steht auf dem schmalen Stück Rasen zwischen den zwei Spuren für die Polizisten eine weiße Hütte mit einer Bank.

Vorne schicken sie jemanden an die Seite. Das Auto fährt nach rechts auf einen kleinen Parkplatz, wo bereits zwei andere untersucht werden. Die Fahrer scheinen alle irritiert und stehen mit verschränkten Armen neben ihren Autos.

Bei der Tramstation wird gerade ein Jugendlicher mit E-Roller von drei Polizisten befragt. Sie stehen mit breiten Beinen und in ihre Westen geklemmten Händen in der Sonne. Die Glatze des einen reflektiert das Licht.

Europabrücke

245,4 Meter.

Brücken dieses Namens gibt es etliche, zum Beispiel in Hamburg, Zürich oder am Brenner. Die über den Rhein zwischen Kehl und Straßburg wurde am 23. September 1960 eingeweiht, ihren Namen trägt sie im Zeichen der europäischen Einigung.

Wir sind dran. Wir werden durchgewinkt. Grüne Nummernschilder kontrollieren sie nicht. Ein Glück, dass meine Mutter beim Europarat arbeitet. Wenigstens für Diplomaten ist Europa noch offen. Louna Picht

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