Weniger Qualmer wegen Rauchverboten: Manche fangen gar nicht erst an
Der neue Nichtraucherschutz bringe Raucher zum Aufhören, sagen Forscher. Rückfälle sind allerdings möglich. Dafür greifen einige Jugendliche erst gar nicht zur Zigarette.
BERLIN taz Alexandra Roth bekommt 2.500 Euro. Die Gymnasiastin aus Mannheim hat seit dem 1. Mai dem Rauchen entsagt, Nikotinkaugummis kauend und von ihrer Mutter Birgit bestärkt, die ebenfalls nicht mehr qualmt. Sie gehört zu 27.216 Leuten, die beim Preisausschreiben "Rauchfrei 2008" mitgemacht haben. Zum Weltnichterauchertag präsentierten Deutsches Krebsforschungszentrum und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufkärung die GewinnerInnen - und neue Forschungsergebnisse.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, erklärte, wegen der neuen Nichtraucherschutzgesetze hörten viele Menschen auf. Eine Forsa-Umfrage im Mai habe ergeben, dass 15 Prozent das Rauchen beendet und 16 Prozent deutlich eingeschränkt hätten. Die Zahlen sind mit Vorsicht zu sehen, weil die Exraucher ja wieder anfangen können. Bei den "Rauchfrei"-Kampagnen ist die Erfahrung, dass nach zwölf Monaten zwei Drittel wieder schwach geworden sind.
Hören tatsächlich mehr Leute auf wegen der Rauchverbote in Kneipen, Zügen und öffentlichen Gebäuden? Ganz einfach ist nicht festzustellen, welche Maßnahme wie wirkungsvoll ist. Rauchverbote gehen oft Hand in Hand mit Werbeverboten oder Aufklärungskampagnen. Dennoch sagt Martina Pötschke-Langer vom Krebsforschungszentrum: "Es kommt zu einem leichten Rückgang." In Irland beispielsweise verband die Regierung die Verbote mit aufwändigen Kampagnen. Später stellten Forscher laut Pötschke-Langer fest, dass der Anteil der Raucher an der Bevölkerung um zwei Prozentpunkte sank. "Aber nicht nur die Rate sinkt, sondern auch der Konsum. Die Raucher haben wegen der Verbote weniger Gelegenheit zu rauchen und holen das später eben nicht in vollem Umfang nach."
Die interessanteste Zahl, die Krebsforscher und Drogenbeauftragte zum Weltnichtrauchertag vorlegten, steckt in einer neuen Studie der Universität Boston. Forscher haben Jugendliche an Orten mit strengen und weniger strengen Verboten befragt. Unter den Zwölf- bis 17-Jährigen an Orten mit strengen Regeln fingen 40 Prozent weniger an. Genau das ist die ärgste Befürchtung der Zigarettenindustrie. Da jährlich tausende Menschen an den Folgen des Rauchens sterben, braucht sie Neukunden. Wer aber mit 20 Jahren noch nicht angefangen hat, wird seltener Kunde. Dieses Forschungsergebnis ist schon älter.
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