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Weniger Gläubige, weniger LandeskirchenGeldmangel zwingt Kirche zur Fusion

Die neue "Nordkirche" startet zu Pfingsten. In Rostock wurde jetzt die Fusion dreier Landeskirchen beschlossen. Denen liefen die Mitglieder davon.

Aus drei mach eins: Der Schleswiger Bischof Gerhard Ulrich findet die neue Nordkirche gut. Bild: dpa

HAMBURG taz | Ab Pfingsten gibt es eine neue evangelische Landeskirche in Deutschland: Kirchenparlamentarier aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern votierten am Sonnabend in Rostock für die Gründung der neuen "Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland". In der entscheidenden Synodensitzung stimmten am Sonnabend 227 der 255 für die neue Kirche.

Begründet wird die Fusion mit wirtschaftlichen Zwängen: Eine Prognose der Evangelischen Kirche in Deutschland geht davon aus, dass sich die Finanzkraft der Kirchen bis 2030 halbiert und die Landeskirchen bis dahin ein Drittel der Mitglieder verliert.

Vor allem in Mecklenburg und Pommern leidet die Kirche unter geringen Mitgliederzahlen und einer angespannten Finanzlage: Sie verlor zwischen Ende 2006 und 2010 rund acht Prozent ihrer Gläubigen, bei der Nordelbischen Kirchen waren es im gleichen Zeitraum etwa vier Prozent.

Die Verhandlungen über eine Fusion zogen sich über vier Jahre lang hin. Nun müssen die letzten Skeptiker überzeugt werden. So gibt es noch einige Pommern, die weiter von einer Fusion mit der Kirche in Brandenburg träumen.

Dritte Fusion von Landeskrichen seit 2004

Auch mancher Mecklenburger meint, dass die eigene Landeskirche groß genug war, um selbstständig zu bleiben. Befürworter der Fusion hoffen dagegen nun auf neuen Schwung für die kirchliche Arbeit in den Gemeinden.

Die Fusion zur Nordkirche ist der dritte Zusammenschluss evangelischer Landeskirchen in Deutschland. 2008 taten sich die Thüringische Landeskirche und die Kirchenprovinz Sachsen zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (rund 850.000 Mitglieder) zusammen.

2004 entstand aus der Landeskirche Berlin-Brandenburg und der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (1,1 Millionen Mitglieder).

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3 Kommentare

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  • WB
    Wolfgang Banse

    Es wird eng,was den Zustand der Kirchen betrifft

    Kirchenaustritte und Mitgliederschwund bestimmen den grauen Alltag der Landeskirchen.

    Kirchen verlieren immer mehr an Stellenwert innerhalb der Gesellschaft,als Gesprächspartner werden sie kaum noch wahrgenommen.

    Gaube,hier christlicher Glaube JA dazu bekennen sich Gläubige,Kirche NEIN dazu sagen immer mehr JA.Die Motive hierfür mögen unterschiedlich sein.

    Die Kirche kann sich auf den stützen,auf den sie sich immer wieder berufzt:JESUS CHRISTUS.Ein Wirtschaftsunternehmen ist die Kirche geworden,Nächstenliebe und Barmherzigkeit wird nur noch geen Bares geleistet.

    Mit Not wird Geschäfte gemacht,so auch was die Notunterkünfte für Menschen ohne Obdach betrifft.Weil dier zuständigen Ämter im Winter die sogenannte "Kältehilfe" bewilligen,steigt die Kirche in dieses Programm mit ein,endet aber ihr Programm mit dem Datum,wo es keine Gelder mehr gibt,zum 1.April eines jeden Jahres.Wohnungslose müssen in den Notunterkünften unter Umständen am Abend sich mit einer warmen Suppe begnügen,bis zu vier Mal die Woche.Lebensmittel mit Verfallsdatum werden ihnen gereicht,Backwaren,die aus dem Verkauf gezogen werden,bekommen sie.Hygiene wie Waschen,Duschen ist zum Teil nicht möglich,ebenfalls was das Wäsche waschen anbetrifft.Honorarkräfte verschlingen den höchsten Teil des Tagessatzes,der pro Person zwischen 13-und 20 Euro am Tag beträgt.Fahrlässlich geht man mit hochgradig Erkälteten ,mit Fieberschüben um,die man am nächsten Morgen spätestens um 8.OO Uhr vor die Tür setzt.Die Mitarebeiter,wernn es nicht Ehrenamtliche tun,verrichten einen Dienst nach Vorschrift.Bei der Wohnungssuche ist die Kirche,hier die evangelische Johannes Kirchengemeinde in NBerlin-Frohnau nicht behilöflich.Ein Wohnungssuchender gab eine Anzeige auf,in der Hoffnung dass sie in der Ausgabe Dezember 2011 veröffentlicht werden würde-dies geschah nicht,weil es eine Computerumstellung es gab in der Kirchengemeinde und weil die Pfarramtssekretärin über einen längeren Zeitpunkt erkrankt war. Die betreffende Person wandte sich an den Vorsitzenden im Bezug auf die nicht erschiedenen Anzeige und auf eine geschriebe Iniitiativ-Bewerbung an den Kindergarten in der Markgrafenstrasse in Berlin-Frohnau.im Jahr 2009,worauf der Bewerber bis heute keine Antwort erhielt.Der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates der Johnannes Kirchengemeinde in Frohnau wollte diesem Nachgehen und sich mit der Person in Verbindung setzen,was bis heute nicht geschah.

    In der Bahnhofsmission am Ostbahnhof kommt ein Duschender zu Schaden,sein Brillenglas geht kaputt.eine Haftpflichtversicherung tritt nicht ein.Der Klient bleibt auf einen Kostenfaktor in Höhe von r422,50 Euro sitzen.Weil er sich von einem Mitarbeiter der dortigen Bahnhofsmission nicht dutzen lassen wollte,wurde er mit einen Hausverbot auf Lebenszeit belegt(Inzwischen wurde das Hausverbot wieder aufgehoben)

    Menschen mit einer Behinderung spielen in der Kirche eine unterpriviligierte Rolle.In Leitungsgremien sind sie noicht vorhanden,als Lekztor und Prädikant werden sie nicht eingesetzt,Gehandicapte Theologinnen und Theologen werden in kein regulares Pfarramt eingeführt,sondern in sogenannte Sonderpfarrämter.

    Behinmdertenbeauftragte ,wie sie in den Kommunen,Landkreisen,Bundesländern und bei der Bundesregierung es sie gibt,kommen in den einzelnen Gliedkirchen innerhalb der EKD nicht vor.Als Arbeitgeber Kirche,hat sie keine Vorbildsfunktion,im Bezug auf Arbeitsmarktdaten,was die Beschäftigung von gehandicapten Arbeitnehmern betrifft .

    Kirche für andere da sein,wie es Dietrich Bonhoeffer formulierte,nur diese hat Bestand.

    Fusionsgedanken gibt es auch im Bundesland Niedersachsen,wo der Braunschweigerische Landesbischof Weber immer wieder in regelmäßigen Abständen für eine evangelische Kirche in Niedersachsen plädiert,aber auf Widerstand der Schaumburg-Lippischen und der Evangelisch-Reformierten Kirche stößt.

    Menschen fühlen sich in ihrer Landeskirche beheimatet,verwurzelt,möchten nicht woanders zugeschlagen werden.

    Den Synodalen ist ihre Legitimation im Bezug auf eine Fusion abzusprechen,weil sie nicht das Votum der Glieder sich eingeholt haben.

    Auch in der Kirche sollte Basisdemokratie gelebt werden und Glieder nicht vor vollendeten Tatsachen,wie hier die Fusion gestellt werden.

  • JZ
    jan z. volens

    Die Religionsbranche in BRD kann da von ihren Kollegen in der "Neuen Welt" lernen: Am 2.Januar wurde in Sao Paulo/Brasilien die neuste Anlage einer der Neo-Pentacostal-Kirchen eroeffent - mit Sitzgelegenheit fuer 150,000 Glaeubige. 500,000 waren moeglicherweise zu der Eroeffnung gekommen. Die hunderte Omnibusse parkten auf zwei Laufbahnen der Innenstadt-Autobahn. Leider konnten dadurch viele nicht fuer ihre Fluege zum Flughafen gelangen. Die brasilianischen Neo-Pentacostal-Kirchen haben tausende von Anlagen weltweit... Die Klagen wurden zurueckgewiesen: "Beim Fussballstau passiert das doch auch!" Die Polizei hat nichts ausergewoehnliches bemerkt, und der bekannteste lokale Politiker beglueckwuenschte die Kirche am naechsten Tag. Was ist "Neo-Pentacostal"?: "Wenn das Geld im Kirchen-Beutel klingt, dein finanzielles Glueck von oben im Himmel springt!"

  • IV
    Ingmar v. Maybach-Mengede

    Traurig, wenn Tendenz (oder nur Klischee?) vor Recherche geht!

    Der Mitgliederschwund liegt zum ganz entscheidenden Teil an der demographischen Entwicklung - die in Mc Pom auch für andere gesellschaftliche Zusammenhänge besonders prekär ist. Dafür muss man keine "davongelaufenen Mitglieder" herbeireden, die hier einfach nicht den Ausschlag geben.